Category: Aktuelles


Der jeweils unterschiedlich gestaltete Altarraum

Gründerin der Dekade-Gruppe, Renate Gresens, zur Geschichte:

Seit über zwanzig Jahren feiern wir in der Michaeliskirche Dekade-Gottesdienste. Deren Schwerpunkt lag in den ersten zehn Jahren bei der „Solidarität der Kirchen mit den Frauen“; in der Fortführung hieß die Zielrichtung „Gewalt überwinden“. Nach wie vor geht es um die persönliche, aktuelle Sicht auf biblische Texte.

Dekade-Gottesdienste werden in der Gruppe ehrenamtlich vorbereitet, frei gestaltet und spiegeln die Vielfalt eigener Glaubenserfahrungen.

Ihren Ursprung haben diese besonderen Gottesdienste in der Dekade „Solidarität der Kirchen mit den Frauen (1988-1998). Der Ökumenische Rat der Kirchen hatte diese weltweite Dekade beschlossen, woraufhin Maria Jepsen, damals noch Pastorin in Leck und Mitglied der Kirchenleitung, die Idee der Dekadegottesdienste in Nordelbien vorangebracht hat. Als Maria Jepsen Pröpstin im Kirchenkreis Harburg wurde, gab sie die Dekadegottesdienstarbeit ab und ich wurde 1993 Beauftragte für Dekade-Gottes-dienste in der Nordelbischen Kirche. EKD und Synoden beschlossen, die Gottesdienstarbeit auch über den Abschluss der Dekade hinaus fortzuführen. 2001-2011 folgte die Dekade zur Überwindung von Gewalt – ebenfalls verbunden mit Dekadegottesdiensten. View full article »

ein Bericht über den Senatempfang in der Staats-und Universitätsbibliothek Hamburg

 

Professor Michael Brzoska, Egon Bahr, Dorothee Stapelfeldt

Michael Brzoska, Egon Bahr, Dorothee Stapelfeldt

Frieden war das Thema, denn der Jubilar hieß Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik ( IFSH) an der Universität Hamburg – bestehend seit 40 Jahren.

„Wenn wir den ewigen Frieden miteinander definieren wollten, ginge das schnell an einem Nachmittag zu bewältigen. Allerdings, je näher wir der Wirklichkeit kommen, umso schwieriger wird es!“ Als Egon Bahr – Architekt der historischen Ostverträge –  diese Worte auf dem Podium sprach, hatten Ehrengäste und Publikum der Jubiläumsfeier in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg schon einiges an Reden gehört und verarbeitet.

 

Siegfried Stiehl

Siegfried Stiehl

Diese 40 Jahre IFSH würdigte der Senat mit einem Empfang und die Zweite Bürgermeisterin, Dr. Dorothee Stapelfeldt, begrüßte die Gäste. Sie würdigte die Arbeit des IFSH: „Die Stadt Hamburg kann stolz auf das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik sein. Als eine der renommiertesten Friedensforschungseinrichtungen Deutschlands profitiert nicht nur Hamburg von der Verbindung zwischen Wissenschaft und gesellschaftlicher Praxis, von der Internationalität sowie der Interdisziplinarität, von Forschung, Lehrtätigkeit und Politikberatung.“ Professor H. Siegfried Stiehl, Vizepräsident der Universität Hamburg, sprach ebenfalls ein Grußwort.

Der wissenschaftliche Direktor des Institutes, Professor Dr. Michael Brzoska erläuterte in seiner Rede unter anderem  die Arbeit und Schwerpunkte des Institutes heute: „In diesem Jahr, in dem das IFSH seinen 40. Geburtstag feiert, haben wir ein knappes Dutzend Tagungen und Workshops organisiert, die überwiegende Zahl mit starker internationaler Beteiligung.“

 

Bereits seit 1971 erforscht das IFSH zielstrebig und mit großem Erfolg Strategien zur Konfliktlösung, Friedenswahrung und Gewaltprävention mit Blick auf Handlungsoptionen der Bundesrepublik Deutschland. Das IFSH wurde über die Jahre zu einer der renommiertesten internationalen Einrichtungen der Friedensforschung und ist als Mitherausgeber des Friedensgutachtens sowie Herausgeber des OSZE-Jahrbuchs über die Grenzen Hamburgs bekannt.

 

Detlef Bald

Detlef Bald

Der Historiker und Publizist Dr. Detlef Bald hatte es übernommen, den Festvortrag zu halten und zeigte darin die Geschichte des Institutes auf: von den Anfängen unter Wolf Graf Baudissin bis heute. Bald kennt und begleitet das Institut seit seiner Gründung.

 

Schließlich diskutierten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eines Podiums, moderiert von NDR Redakteur Andreas Flocken, in welchem Spannungsfeld Friedensforschung und Sicherheitspolitik sich seit 40 Jahren bewegen: Winfried Nachtwei, früherer Bundestagsabgeordneter; Alyson  J.K. Bailes, University on Iceland and College of Europe; Egon Bahr, Bundesminister a.D. und  Direktor des IFSH von 1984-1994 und Dr. Regine Mehl, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung.

Das Podium

Das Podium

 

Einige Stichworte und Fragen mögen die breite Palette der kontrovers angesprochenen Themen umreißen: Wie wirkt Friedensforschung auf die Politik ein? Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang der Begriff der Beratungsresistenz und ist die Politik überhaupt an substanziellen Forschungsergebnissen aus der Wissenschaft interessiert? Sollte Friedensforschung nicht auch immer mehr mit ihren Ergebnissen von der Gesellschaft verstanden werden?

 

Egon Bahn

Egon Bahr und Regine Mehl

Besonders Egon Bahr wies darauf hin, dass es auch in der Politik so etwas wie einen mainstream gäbe, von dem auch die Forschung nicht frei sei, ein „Mitsegeln auf politischen Moden“. Egon Bahr: „Hat die Friedensforschung denn etwas zu Themen zu sagen, die nicht in der Zeitung stehen, die zukunftsweisend sind?“ Von Moderator Andreas Flocken danach befragt, was für ein Thema dieser Art ihm denn vorschwebe, antwortete Egon Bahr spontan: „Das Internet.“ Diese Gesellschaft werde immer mehr auch durch ein globales Internet bestimmt, dessen Regeln aber noch weit davon entfernt seien, eine globale Beachtung  in den politische Gremien gefunden zu haben – eine Gedanke, der vielleicht in der Zukunft noch intensive Forschungsvorhaben initiieren könnte.

 

 

 

 

 

blättern

Das Bild "Blättern"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

“Lebenskontakte”, das neue Buch mit Bildern von Wolf Tekook und Texten von Johanna Renate Wöhlke wird im Frühjahr 2012 erscheinen.

Leben ist nicht vorzustellen ohne Kontakt. Leben ist nicht vorzustellen ohne die Berührung des Menschen mit allem, was ihn umgibt – und wie er aufgrund seines Denkens und Handelns mit seinem Umfeld agiert. Diese Kontakte sind gemeint.
Die Autoren dieses Buches geben einen Querschnitt dazu in Form von Bildern und Texten.

 

Blättern

Sie ist dabei, mich zu erobern, dachte das Buch. Sie hat mich in ihre Hand genommen, mich berührt, meine Hautseiten tragen die Spuren des Schweißes und Salzes ihrer Hände.

Einer ihrer Fingernägel hat mich eingeritzt, aber das hat sie nicht bemerkt. Finger um Finger huschte durch meine Seiten und wendete Blatt um Blatt.

Der Ring an ihrem Finger war schön. Einen Augenblick lang brach er das Licht und ich atmete die Farbe der Sonne.

Sie soll wiederkommen, mich nehmen, berühren, streicheln und eine lange Weile bei mir bleiben. Sie soll mich lüften und wiegen, zum Einschlafen auf ihre Brust legen.

Ich will ihre Seufzer hören und ihre Tränen sehen. Sie soll mich mitnehmen in die Adern ihres Kopfes. Im Rhythmus ihres Herzens will ich mich spüren.

Sie weiß das nicht, ahnt nichts davon. Sie hat nur gelesen und geblättert. So nennen die Menschen das…

 

Der erste Frost

Sie hatte Appetit auf Zucker

und streute ihn sich selbst auf  Zunge, Mund und Hände.

Nun ist sie satt und lässt der Sonne ihren Teil.

Er schmilzt und tropft als klares Blut in schwarze Erde.

So füttert die Natur sich selbst an diesem Morgen

und macht mich glauben, dass ich ihre Wahrheit schaue.

Cotoneaster

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos: JR Wöhlke

Michaelis Buch

Das Michaelis-Buch

100 Jahre Michaelis-Kirche

 

Sie wird 100 Jahre alt und ist so jung wie nie zuvor: die Michaelis-Kirche in Hamburg Neugraben. Kirchweih war am 29. Oktober 1911, und deshalb wurde auch genau am 29. Oktober 2011 dieses Jubiläum mit einem festlichen Empfang am Abend und einem einwöchigen Festprogramm gefeiert. Ob sie sich freuen wird, die „alte Dame“. Alle sind sich sicher: Sie wird. Denn viele haben über lange Zeit geplant und vorbereitet und darin ihrer Freude Ausdruck verliehen, dass sie über eine historisch so lange Zeitspanne Raum geboten hat für das Gemeindleben und ein irdisches Haus Gottes war und ist.

 

Ein Buch, das von Gemeindegliedern geschrieben worden ist, begleitet die Geschichte von Kirche und Gemeinde vom Anfang bis heute und kann für 5 Euro im Gemeindebüro erworben werden. Zu diesen Gemeindemitgliedern gehöre auch ich. Die von mir geschriebenen Seiten stelle ich hier gerne ein. Sie dokumentieren unter anderem einen kleinen Teil meiner ehrenamtlichen Mitarbeit für das Gemeindeblatt „Die Brücke“ über einen langen Zeitraum.

Meine Beiträge darin: View full article »

Hier das Programm der Kulturtage Süderelbe auf einen Blick - ein Klick auf den Link unten zeigt es:

11-09-20+Termine_Flyer_Versand

Meine Veranstaltungen:

Lesung

Meine Lesung im Rahmen der Kulturtage

 

 

 

EGGart im Rahmen der Kulturtage

 

Verband deutscher Schriftsteller / LANDESVERBAND HAMBURG

Mittwoch, den  9 November 2011

 

L E S U N G

zum Thema

„GEGEN DAS VERGESSEN“

 

Ort:                               Kunstforum der GEDOK – Hamburg

Koppel 66 / Lange Reihe 75

20099 Hamburg  (St. Georg)

 

Zeit:                             19. 30 Uhr   / Eintritt frei!

 

 

Die Wahrheit und die Demokratie können sich nur im Frieden entfalten. Damit die Hoffnung darauf nicht zugrunde geht, braucht es die Träger des freien Wortes. „Leben in einer Idee bedeutet sich mit dem Unmöglichen zu befassen als wäre es möglich!“ (Goethe) Wir erachten es deshalb als unsere selbstverständliche Pflicht durch diese Lesung auf vergangene Geschehnisse des 9 Novembers (1923 Hitler-Putsch in München, 1925 Hitlers Schutzstaffel, 1938 Reichskristallnacht, 1989 Der Fall der Berliner Mauer, 1993 Zerstörung der Brücke von Mostar) aufmerksam zu machen.

 

Begrüßung:                   Christa Krohne – Leonhardt

Moderation:                  Sandro Maier

Es werden Lesen:         Rüdiger Stüwe, Gino Leineweber, Johanna Renate Wöhlke,

Emina Kamber und Dieter Brumm

 

Musik:                           Sadeta Kamber – Gesang / Zlatko Subasic – Akkordeon

 

 

Veranstalter: VS – Verband deutscher Schriftsteller in Hamburg

Mit freundlicher Unterstützung durch die Kulturbehörde Hamburg

Mein Text zur Lesung:

Ich will weinen und soll doch reden.

Ich will weinen und soll doch reden.

Kann man die Sonne aufgehen sehen, wenn man weint?

Hört man sie lachen und singen?

Fühlt man ihr Rauschen und Raunen im Wind?

Ich weine und höre das Herz der Sonne nicht schlagen.

Weinen ist eine Form der Kommunikation und sozialen Interaktion.

Wann haben wir zum letzten Mal auf diese Weise kommuniziert und sozial interagiert?

Ich will weinen und soll doch reden.

Ich will weinen und soll doch reden.

Ich weine.

Du weinst.

Er, sie und es weinen.

Wir weinen.

Ihr weint.

Sie weinen.

Weinen ist Ausdruck von Schmerz, Trauer, Hilflosigkeit, Angst oder des Gefühls tiefer Kränkung und Ungerechtigkeit.

Tränen riechen nach Tod. Wie roch der Tod in Gaskammern? Wie rochen Tränen in Gaskammern? Wie rochen Weinende in Gaskammern? Weinte auch der Gestank?

Wie flüchtig das Leben ist, wenn der Mensch nicht flüchten kann. Wie flüchtig das Leben ist, wenn der Mensch nicht flüchten kann.

Komm, liebe Träne, lass uns schwimmen im Tränenfluss der Zeit. Ich verspreche Dir, Du wirst es nicht schwer haben. Wir werden schwimmen, liebe Träne, wir werden schwimmen und wie wir schwimmen werden!

Was ist, wenn Tränen weinen?

Hört man ihren Atem und ihr Herz schlagen.

Ich will ein Tränenmörder sein.

Kann ich ein Tränenmörder sein?

Es wird zu wenig über das Weinen geschrieben. Es ist das Weinen, das den Nachgeborenen fehlt, der eigene Schmerz. Deshalb geschieht es immer wieder und könnte immer wieder geschehen und darf nie wieder geschehen!

Kommt, liebe Tränen, lehrt uns das Leben und das Mitgefühl. Wir bitten Euch, lehrt es uns.

Tränen unser, die ihr seid auf Erden, lehrt uns, dass das Leben heilig ist.

Nichts als Hoffnung

Kommt wieder eine schwarze Wolke

und ist der Sonnenschein vorbei,

erhebe ich mich wie ein Vogel

und fliege mir die Seele frei.

Ich rufe: Liebe Seele steige!

Ich rufe. Liebe Seele, zeige

mir einen Weg zum Firmament

zu dem, der das Geheimnis kennt.

Kommt wieder eine schwarze Wolke

und ist der Sonnenschein vorbei,

erhebe ich mich wie ein Vogel

und fliege mir die Seele frei.

Ich rufe: Liebe Seele, fliege!

Ich rufe: Liebe Seele, siege!

Und breite meine Hände aus

und bringe nichts als Hoffnung mir nach Haus

und bringe nichts als Hoffnung mir nach Haus.

Wer könnte das Wiener Naturhistorische Museum besser beschreiben als die Texter auf der Museumsseite im Internet unter http://www.nhm-wien.ac.at/museum: „Das Wiener Naturhistorische Museum ist eines der bedeutenden naturwissenschaftlichen Museen der Welt. Seine frühesten Sammlungen sind über 250 Jahre alt. Heute werden 25 Millionen Objekte wissenschaftlich betreut.

Ein prächtiger Palast der Naturwissenschaft beherbergt seit 1889 diese ständig wachsenden Sammlungen. Das Zusammenspiel von Gebäude, Figuren- und Gemäldeschmuck, von Mobiliar und kostbaren Ausstellungsstücken ist weitgehend im Originalzustand erhalten und macht so das Museum als Museum des Museums auch zu einer kulturhistorischen Kostbarkeit, wie sie heute schon Ausnahme ist.

Berühmte und unersetzbare Exponate, etwa die 25.000 Jahre alte Venus von Willendorf, die vor über 200 Jahren ausgestorbene Stellersche Seekuh, riesige Saurierskelette und vieles mehr zählen zu den Höhepunkten eines Rundganges durch 39 weiträumige Schausäle. Zeitgenössische Präsentation mittels moderner Ausstellungstechnik lässt sich auch ohne Zerstörung historischer Strukturen verwirklichen. Das Naturhistorische Museum zeigt es und wurde dadurch zu einem der 10 besten Museen der Welt gewählt.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier liegen und schweben selbst die Engelchen inmitten perfekter Stuckarrangements an Wänden und Bögen in den Armen von Krokodilen und Schmetterlingen, Fröschen und urzeitlichem Getier jeder Art. Am Burgring 7 in Wien geht es lebendig zu, auch wenn das ausgestopfte Getier nicht zu übersehen ist. Man muss es nur mit lebendigen Augen wahrnehmen.

Der prächtige Palast hielt schon vor einigen Jahren, was er versprach: Faszination, Faszination pur. Als wir damals mit zwei kleinen Kindern in diesen heiligen Hallen unterwegs waren, meinte die Zeit es nicht so gut mit mir. Kleine Kinder und Museen? Das bedeutete immer geteilte Aufmerksamkeit für das Museum. Schließlich darf nicht alles angefasst werden, auch wenn es noch so verlockend da steht und danach verlangt.

Bis heute scheinen die Meteoriten der überwältigenden Mineraliensammlung, gleich rechts die Treppe hoch, beginnend mit Saal 5, in der Phantasie ein Eigenleben zu entwickeln. Besonders wenn man den fast versteckt in einer Vitrine als Computersimulation gezeigten Film über die Wirkungen beim Einschlag eines Meteoriten auf die Erde erleben kann. Schließlich kam man mit dem Flugzeug hierher. Könnte nicht vielleicht eines von diesen Steinchen – es würde schon ein kleines ausreichen, von den größeren ganz zu schweigen…könnte also nicht ein kleines von diesen Steinchen vielleicht auch eine besondere Begegnung mit einem Flugzeug haben, in der Luft, beim Fliegen… Ich spüre: Auch die Phantasie des Menschen scheint ein naturhistorisches Phänomen zu sein. Sie bleibt, beharrlich, und lässt sich nicht verleugnen.

An diesem Tag ist Zeit und Muße, diese Gedanken irgendwann bei einem kühlen Almdudler im Restaurant des Museums zu verdrängen und zu vergessen. Die kleinen Kinder sind groß und nicht dabei. Langsam und fast genüsslich führte mich der Weg vorbei an tausenden von Mineralien in ihren kristallinen Ausprägungen, deren Glanz, Schönheit und Pracht in ihrer Farb- und Formenvielfalt überwältigend ist. Ausruhen vom Schauen –  aber schon wieder ist Schauen angesagt. Die alte Pracht des Gebäudes zieht in ihren Bann.

Auf den zierlichen braunen Holzstühlen mit den gepolsterten roten Kissen sitzt es sich bequem. Ein schönes Haus, bestätigt der Kellner auf meine Ansprache hin, aber leider ändere das auch nichts daran, dass er arbeiten müsse. Ein schöner Arbeitsplatz entgegne ich. Ja, ein schöner Arbeitsplatz, ist die Antwort.

Zu bedienen sind viele. Der Almdudler schmeckt. Dann nehme ich ihn wahr, den kleinen Holzstuhl in der Ecke, zur Seite geschoben, geradezu eingepasst in die Ecke zwischen zwei riesigen Säulen. Ich erinnere mich an meine Kinder und den ersten Besuch hier vor vielen Jahren. Den Stuhl erinnere ich nicht. Ein kleiner Kinderstuhl in einem riesigen Museum voller alter, vergangener Zeugnisse des Lebens auf der Erde. Warum zieht er mich so in seinen Bann?

Ist er nicht ein Symbol und eine Metapher für das Leben? Ohne Kinder und Kinderstühle wäre das alles hier nichts. Sind diese Gedanken nicht weit hergeholt, kitschig gar? Mag sein, aber das spielt in diesem Augenblick keine Rolle. Dort steht ein kleiner Kinderstuhl, und er symbolisiert das Leben, für das all dies hier gemacht worden ist. Naturhistorisch, naturhistorisch im besten Sinne. Lebendig, lebendig im besten Sinne.

 

 

erschienen im Hamburger Abendblatt am 27. September 2011

Was elektrisiert einen richtigen Mann? Wer bei dieser Frage an Erotik denkt, kennt mich nicht. Das  ist mir langweilig, wenn es um ernsthafte Fragen geht – und hier geht es um ernsthafte Fragen, natürlich! Also: Was elektrisiert einen richtigen Mann?

Schweigen? Ich gebe zu, es war eine etwas provozierende Frage, auf die ich nicht sofort eine Antwort erwarten kann. Heute habe ich zwar eine von einer Freundin bekommen, aber auch die war einigermaßen unzureichend. Sie berichtete davon, dass ihr Mann eine Art Elektroschocktherapie in abgemildeter Form erhalte. Die soll dazu beitragen, dass er wieder nervlich auf die Beine kommt.

Die medizinischen Methoden entsprechen eben immer den modernen technischen Möglichkeiten. Wenn also elektrisieren im Sinne von stimulieren eine medizinische Methode sein soll, dann bitteschön! Wenn es hilft, dann bitteschön! Wenn es dazu beiträgt, dass dieser Mensch und Mann wieder auf die Beine kommt, dann bitteschön!

Allerdings gibt es auf die Frage, was einen richtigen Mann elektrisiere, noch andere Antworten. Die liegen ganz eindeutig im sportlichen Bereich. Der richtige Mann nämlich interessiert sich für Sport, nicht immer für richtigen Sport. Es darf auch Fernsehsportsein, ruhiger, bequemer und unterhaltsamer Fernsehsport!

Wenn ich es also genau bedenke, dann lautet die Antwort auf die Frage: Was elektrisiert einen richtigen Mann?: Sport in allen Formen –  im Fernsehen und in der Arena. Ist dann ein Mann, der sich nicht für Sport interessiert, ein halber Mann, ein Viertelmann, ein Dreiviertelmann – ein Achtelmann gar? Fragen über Fragen, die ich alle nicht beantworten kann.

Ich merke, dass ich mir zu Anfang eine zu schwere Frage gestellt habe, und gebe auf. Soll antworten, wer will, ich nicht. Ich lasse einfach mal ein überaus sympathisches Exemplar Mann zu Worte kommen: „Ich interessiere mich nicht für Sport. Ich bin nur ein halber Mann!“ Ein Mann, der fähig und in der Lage ist, sich selbst als „halb“ zu bezeichnen? Das kann nur ein ganzer Mann sein! Ganz schön elektrisierend.

 

 

 

 

erschienen im Hamburger Abendblatt am 23. September 2011

Zurzeit ist das Glück in aller Munde. Eigentlich ist das Glück ja immer in aller Munde, zurzeit aber wie gesagt ganz besonders. Da trifft es sich gut, mit einem praktischen Beispiel aus dem Alltag aufwarten zu können, das einen klaren Blick darauf wirft, wann der Mensch wirklich glücklich ist. In diesem Fall ist der Mensch männlich und heißt Rolf.

Das mit dem Glück ging bei Rolf so: Er hatte sich entschlossen, im Garten zu arbeiten. Die Hecke musste geschnitten werden. Also war es kein freier Entschluss, sondern eher einer von denen, zu denen man gezwungen wird, man könnte auch verpflichtet wird sagen. Dies ist der Zeitpunkt, zu dem die Spinnen auftreten. In ihrem Netz bilden sie ein nicht sehr angenehmes Gegenüber und werden mit einem weit ausholenden Rundumschlag mit Hand und Arm entfernt. Dabei aber rutscht die Brille von der Nase und macht Rolf von einer Sekunde zur anderen fast blind.

Unser Gartenarbeiter muss also schweren Herzens aufgeben, die Hecke zu schneiden. Jetzt ist erst einmal Brille suchen angesagt. Aber die Brille will nicht so, wie Rolf gerne möchte. Eigentlich müsste sie vor seinen Beinen liegen, aber er findet sie nicht. Auch die herbeigerufene Ehefrau findet sie nicht. „Ich finde die Brille nicht ohne Brille!“, ist der verzweifelte Ausruf des gartenarbeitswilligen Mannes.

Beide suchen nun die Brille. Die Brille bleibt verschwunden.  Hatte ich überhaupt eine Brille auf? fragt Rolf sich verzweifelt und wird immer unglücklicher. Er zweifelt an sich selbst. Er vertagt. Er vertagt auf den nächsten Tag.

Der nächste Tag bringt die erhoffte Wende. Das Ehepaar geht noch einmal Hand in Hand an den Ort des Geschehens und siehe da: Die Brille liegt im wuchernden Immergrün am Boden vor ihnen. Wo war sie gestern? Wie kommt sie wieder hierher? Rolf ist wieder glücklich und fragt nicht viel, Hauptsache, er kann wieder sehen und spart sich den Weg zum Optiker.

Was sagt uns dieses Beispiel? Das Glück ist ungerecht. Es ist nie für alle gleich zu haben. Mal beglückt es den Brille verlierenden Gartenarbeiter und mal den Optiker. Fälle, in denen der Brille verlierende Gartenarbeiter auch gleichzeitig Optiker ist, scheinen selten zu sein…