Category: Gedichte


Seh- und Leseprobe:

Bilder: Wolf Tekook, Texte: Johanna Renate Wöhlke

Himmlisch

Komm mit deinem Atem,
komm, streichle mein Leben,
weich und geduldig.
Verirre dich, aber suche dich nicht,
sei einfach nur da.
Tauche in mich ein.
Gehe in mir spazieren.
Schaue mich an von innen,
aus der Ferne
und aus der Nähe.
Vergiss auch deinen Namen.
Du brauchst ihn nicht mehr.

Bilder und Texte dieses Buches nehmen ihre Leser mit auf eine Reise in die Welt des menschlichen Verlangens nach Kontakt, Nähe, Zärtlichkeit und Verstehen. Die Bilder erzählen Geschichten, entführen in genießendes Schauen, vielschichtiges Interpretieren und Träumen. Die Texte erfühlen diese Inhalte und setzen sie in Worte um. Denn es geht um Gefühle, die uns auf vertrauten Wegen begleiten und auf neue Wege führen können. Die Leser dieses Buches werden sich in diesem Kaleidoskop wiederfinden, in diesem Strauß von Lebensbildern und Textphantasien, sich an gelebtes Glück erinnern und die Hoffnung auf ein neues auf angenehme Weise nähren.

Geschrieben von admin am Samstag, 19. Dezember 2009

Notiz:

Rezensionen auf der Amazon- Webseite:

Von Tina Rupp:
Dieses Werk vermag mich immer wieder in seinen Bann zu ziehen. Die Bilder von Wolf Tekook – offensichtlich und doch nicht eindeutig – lassen auf den zweiten Blick einiges entdecken und gewinnen in Verbindung mit den bewegenden Texten von Johanna Renate Wöhlke noch mehr Tiefe.
Dieses Buch entführt in eine andere Welt – erfrischend anders!

Von Sascha Howold:
Ein schönes und bewegendes Werk der Literatur und Kunst.
Die Texte sind genauso tiefsinnig wie die dazugehörigen Bilder und meist direkt aus dem Leben gegriffen. Beides ist gut und passend aufeinander abgestimmt und so findet man den gelesenen Text meist auf anhieb im Bild wieder.
Besonders folgender Ausschnitt hat es mir angetan:

‘Kontakt
Augen und Hände waren unterwegs.
Doch obwohl die Angst abgespült war
mit dem Wasser der Neugier
und die Scham sich schlafen gelegt hatte,
blieb es ruhig und still.
Die Lust gab es auf, nach Tropfen zu suchen.
Die Haut gähnte schläfrig in ihren Falten.
Da legten sich alle zufrieden schlafen,
so wie sie waren.’

Fazit: Für jeden Freund der Literatur und Kunst ein Muß!

HAUTKontakt – Schatten von Träumen

 

Frankfurt Sommertag

30.Juli 2004

 

Frankfurt träumt im Hexenkessel,

Menschen gaukeln, Schwäne schaukeln.

Viel Geschiebe im Getriebe dem Leben zuliebe.

 

Ich möchte seerosenbadengehen mit Goethe

im Palmengarten.

Aber der schlummert im Goethehaus zwischen

alten Bildern, Dielen, Schränken und Efeu berankten Mauern.

Er sieht mich nicht.

 

Meine müde gelaufenen Beine freuen sich

auf weißes Plastikgestühl.

Der Nagellack von den Zehennägeln ist ab

vom Laufen und Raufen mit dem Großstadtpflaster.

Menschenleiber, sonderbare, blonde, braune, schwarze Haare.

Der Sari steht ihnen gut.

Sie können damit sogar Auto fahren.

 

Es gibt einen schönen Kindergarten in Frankfurt,

mitten in der Stadt, im Grünen.

Du hörst die Kinder lachen bis in den fünften Stock

des Penthouses mit Blick auf die Frankfurter Skyline.

 

Ich möchte dichten gehen mit Goethe

im Palmengarten,

aber der schlummert im Goethehaus zwischen

alten Bildern, Dielen, Schränken und Efeu berankten Mauern.

Er sieht die Brautpaare nicht.

 

Lachend kommen sie daher auf den Kieswegen,

aber die Entenmutter mit ihren drei Jungen

war schon vor ihnen da.

Weiße Sommerhosen wandeln zwischen roten Rosen,

auch ein Badeanzug mit Netzhemd darüber ist dabei,

denn es ist heiß in Frankfurt.

 

Auf dem Römerberg servieren sie Matjeshering.

 

Der Wind säuselt durch die Haare

eines Mädchens auf dem Main.

Das Schiff fährt in den Abend.

Kein stummer Liebeskummer.

„Wolfgang liebt mich schon seit zehn Jahren,

ich ihn aber nicht“, tönt es vom Oberdeck.

 

Bald geht die Sonne unter

und endlos reiht sich Flugzeug an Flugzeug

wie auf einer Perlenkette zum Landeanflug ein.

Jetzt sieht es aus, als seien sie Sterne.

 

Ich möchte Sterne pflücken gehen mit Goethe

im Palmengarten,

aber der schlummert im Goethehaus zwischen

alten Bildern, Dielen und Schränken und

Efeu berankten Mauern.

Er hat sie lange gepflückt.

 

Mir bleiben die Kamillenblüten, die Silotürme

und die Trauerweiden am Ufer, die roten

Schleusenlichter, die Angler und Griller am Fluss,

der Skipper mit den nackten Beinen in der Schleuse,

Achtung Absackungen am Ufer,

die einen Schiffsgarten tragende „Salisso“

im Vorübergleiten.

Wonne kommt auf, denn

die Abendröte erzählt Märchen über Sachsenhausen.

 

Foto: Wolf Tekook (www.wolftek.de)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ostermontag 2011

Das Schaf

 

Das Schaf, es weidet vor sich hin,

denn Weiden bringt ihm Lustgewinn.

 

Es weidet gern auf grünen Wiesen,

auch neben weißen Flugzeugriesen.

 

Denn Gras verdaut sich luftig, lecker

handelt es sich um Flugzeugäcker.

 

Mensch in Glühbirne

Es werde Licht

Birnenexistenz

(gedichtet zu einem Bild von WolfTek)

Es hockt ein Mensch in einer Birne,

vom Hinterteil bis zum Gehirne.

Der Künstler hat ihn eingeklemmt,

der Mensch erscheint verklemmt gehemmt.

Doch täuscht der Eindruck, wie mir scheint,

des Menschen Menschsein ist gemeint.

Strahlt er nicht ab und zu mal hell –

Bleibt ewig er –  ein Sparmodell…

Gelesen am 1. September 2010 zum Antikriegstag, einer Veranstaltung des Verbandes Deutscher Schriftsteller in Hamburg

Mirt Hannelore Droege in "Der Biberpelz" von Gerhart Hauptman"

Die Autoren des Abends: ( von links) Uwe Friesel, Sandro Maier, Emina Kamber, Andreas Buschmann

(Harfe), Johanna Renate Wöhlke und Dagmar Seifert

Ich bin der Krieg

Ich bin der gewaltsame Massenkonflikt,

bin kontinuierlich  gerne sehr groß –

nicht nur spontan im Zusammenstoß!

Wie liebe ich dieses Leiden!

Wie liebe ich gefährliche Operationen,

strategisch geplant ohne Illusionen.

Wie liebe ich Kampf und Strategie,

eine Kampfhandlung genügt mir nie!

Bin planmäßig im Überfall,

am Boden und im Überschall,

am liebsten immer überall.

Für mich sind Waffen Poesie,

ich küsse und ich liebe sie.

Sie haben eine schöne Haut,

so kühl, so kalt, so wohlgebaut,

so voller Schwung und Energie,

ausdauernd und voll Harmonie

im Klang von Eisen und Metallen

und Wehklagen und Jammerhallen.

Weinen und Schreien sind schöne Laute –

Doch leider gibt`s auch mal ne Flaute.

Das nennt sich Frieden, wissen sie,

dies Wort allein schon – fürchterlich –

für mich ist´s nur gelegentlich…

… ein wenig amüsant…

Denn ich bin stärker, ich bin kräftig,

Den Frieden lull ich sachte ein

Mit guten Worten, das versteht sich,

das ist für ihn wie süßer Wein

und danach wird er oft sehr schläfrig.

Doch ich? Ich bleib wach!

Ich werde immer vom Schicksal geschickt.

Schauen Sie meine Streitkraft an –

Ich bin es, ich mobilisiere Mann um Mann.

Ich, ich, ich habe die Teflon Pfanne erfunden, den Kugelschreiber,

Übrigens auch das Internet.

Kein Morsen und Morden ohne mich!

Mir verdanken sie den Detektorempfänger,

Waschmittel und Moskitonetze.

Ich könnte weitermachen, ohne Hetze

Mit Vivil für die frische Luft der Soldaten,

all das ist durch mich nur da,

selbst die Mundharmonika.

Ich, der Krieg habe sie erfunden!

Sitzen sie nur da und staunen,

sind sie nur erstaunt und raunen!

Ich bin die Quelle aller Kreativität.

Ich bin die Nummer 1, mich kennen sie alle.

In Ruanda, Somalia, Sudan, Kolumbien, Peru, USA, Afghanistan, Indien, Myanmar, Pakistan, Philippinen, Mindanao, Sri Lanka, Irak, Israel, Türkei…

Überall husch ich mal schnell vorbei,

dann bleib ich gern lange.

Wer sonst von ihnen kann das?

Keiner!

Sich das Leben durch Frieden verderben?

Lieber sollten sie gleich sterben.

Bereichern sie meine heimlichen Heere

Unter der Erde und tief im Meere.

Es geht ihnen gut dort, glauben sie mir.

Das ewige Leben, Jungfrau`n und Bier.

Allerdings muss ich aufpassen.

Es ist nicht zu fassen.

Die Erfolgszahl der Kriege scheint mich verlassen.

Nur noch 17 Kriege in der Welt.

Vor zehn Jahren waren es noch 27, davor 34.

Muss ich mir Sorgen machen?

Konflikte entfachen und solche Sachen?

Menschen aufhetzen

Mit lügenden Sätzen,

Frieden verhetzen, Frieden verhetzen,

Häute und Leiber verletzen, verätzen…

Noch bin ich da und werde verweilen,

muss feilen an Beilen und Leiber verteilen.

Hab keine Zeit mehr, muss gehen, muss fliegen, muss eilen…