Category: Bücher


Mein Buchtipp für Weihnachten und darüber hinaus

„Handbuch für Songtexter. Mehr Erfolg durch professionelles Schreiben und Vermarkten“ ist der Titel des Buches. Es ist ein Buch, das Songschreibern helfen will, gut mit Sprache und erfolgreich mit guter Sprache umzugehen. Außerdem geben die Autoren Informationen und Tipps, wie die Ergebnisse vermarktet werden können und informieren umfassend über alles, was ergänzend dazu an Wissen für die Branchenpraxis benötigt wird wie zum Beispiel Urheberrecht, Werkschutz oder Verlagsverträge.

 

Geschrieben haben das Buch Edith Jeske und Tobias Reitz: Edith Jeske ist langjährige Dozentin für Textdichten und Coach, unter anderem im Popkurs Hamburg an der Hochschule für Theater und Musik in Hamburg. Tobias Reitz ist Germanist und Textdichter, Jahrgang 1979 und der jüngste hauptberufliche Textdichter Deutschlands. Gemeinsam leiten sie die „Celler Schule“, die einzige deutsche Masterclass für Textdichter, gefördert von der GEMA-Stiftung. Sie wurde 1996 von Edith Jeske ins Leben gerufen.

 

Um gute Sprache geht es also. Spüre ich Angst, die Tasten meiner Tastatur  herunterzudrücken? Es könnte sein, ich mache einen Fehler. Dann schriebe ich vielleicht in schlechter Sprache etwas über ein Buch über gute Sprache und gute Reime, von dem ich nach dem Lesen sicher weiß, dass es in guter und lebendiger Sprache geschrieben worden ist – Wortspiele machen an dieser Stelle Freude, denn dazu hat das Buch überzeugend animiert!

 

Außerdem ist da noch der Satz von Bastian Sick in seinem Grußwort im Buch – er ist mit beiden Autoren befreundet: „Grammatische Fehler schmerzen mich genauso wie ein unsauberer Reim.“  Er fügt hinzu: „Ich liebe die deutsche Sprache, denn sie ist meine Muttersprache.“

 

Nach dem Lesen des Buches scheinen mir das die Grundlinien zu sein, an denen sich auch die Autoren aufgestellt haben, um diesen schweren Parcours zu bewältigen: die Liebe zur Sprache und damit verbunden gleichsam eine therapeutische Aufgabe wahrnehmend: Menschen eine erfolgreiche „Schmerztherapie“ in Sachen Reim und Sprache zu empfehlen, in ihrer Muttersprache deutsch.

 

Nicht jeder wird den Begriff des Schmerzes ins Feld führen, wenn es um unsaubere und schlechte Reime geht. Aber viele werden das Anliegen, das mit diesen Gedanken verbunden ist, uneingeschränkt teilen: Songtexte und deutsche Sprache – das ist ein Feld, das zu bestellen sich lohnt, denn es kann reiche Ernte eingefahren werden. Der deutsche Schlager hat nicht den besten Ruf, wenn es um gute Texte geht. Das soll sich ändern. Die Celler Schule, ihre beiden Dozenten und die Absolventen tragen nun schon 15 Jahre lang dazu bei.

 

Das Team Jeske-Reitz, professionell und erfolgreich im Markt, hat dieses Buch aber nicht nur für Profis geschrieben. Songtexten ist nur für wenige ein Hauptberuf, aber für viele nebenberuflich attraktiv. Der langjährige Profi findet hier genauso seine Lektüre wie der langjährig auf den Erfolg Hoffende und der Nachwuchs – hoffend auf den einen großen Erfolg, die eine erfolgreiche Single, die GEMA-Überweisung der Einspielsummen des erfolgreichen Hits.

 

Dieses Buch ist ein ehrliches Buch. Es vermittelt fundiertes Wissen in Theorie und praktischen Beispielen, macht Lust auf Sprache und Reimen, ist von der ersten bis zur letzten Zeile ein fesselndes Lesevergnügen,  nimmt mit auf einen hoffnungsvollen Weg für alle, die Lust verspüren und ihre Begabung entwickeln wollen. Aber es  baut keine Wolkenkuckucksheime auf dem Weg zum Erfolg. Am Ende bleibt auch hier die Erkenntnis, dass man den Erfolg durch professionelles Schreiben und Vermarkten ansteuern kann und ansteuern muss. Der ganz große Erfolg bleibt ein Geheimnis, das zu ergründen wahrscheinlich den Reiz ausmacht, auf diesem Gebiet Professionalität zu erlangen.

Mehr Informationen gibt es auf diesen Seiten im Internet:
www.autorenhaus-verlag.de
www.songtexte-schreiben-lernen.de
www.celler-schule.de
www.musenlust.de
www.tobias-reitz.de

Kurzfilm zur Celler Schule: www.youtube.com/watch?v=6V-OzK1v3Ds

Edith Jeske und Tobias Reitz

Handbuch für Songtexter.

Mehr Erfolg durch professionelles Schreiben und Vermarkten

Autorenhaus Verlag Berlin, 2011, ISBN 3-86671-096-2

Hardcover, 304 Seiten, 19,95 Euro

 

Michaelis Buch

Das Michaelis-Buch

100 Jahre Michaelis-Kirche

 

Sie wird 100 Jahre alt und ist so jung wie nie zuvor: die Michaelis-Kirche in Hamburg Neugraben. Kirchweih war am 29. Oktober 1911, und deshalb wurde auch genau am 29. Oktober 2011 dieses Jubiläum mit einem festlichen Empfang am Abend und einem einwöchigen Festprogramm gefeiert. Ob sie sich freuen wird, die „alte Dame“. Alle sind sich sicher: Sie wird. Denn viele haben über lange Zeit geplant und vorbereitet und darin ihrer Freude Ausdruck verliehen, dass sie über eine historisch so lange Zeitspanne Raum geboten hat für das Gemeindleben und ein irdisches Haus Gottes war und ist.

 

Ein Buch, das von Gemeindegliedern geschrieben worden ist, begleitet die Geschichte von Kirche und Gemeinde vom Anfang bis heute und kann für 5 Euro im Gemeindebüro erworben werden. Zu diesen Gemeindemitgliedern gehöre auch ich. Die von mir geschriebenen Seiten stelle ich hier gerne ein. Sie dokumentieren unter anderem einen kleinen Teil meiner ehrenamtlichen Mitarbeit für das Gemeindeblatt „Die Brücke“ über einen langen Zeitraum.

Meine Beiträge darin: View full article »

Seh- und Leseprobe:

Bilder: Wolf Tekook, Texte: Johanna Renate Wöhlke

Himmlisch

Komm mit deinem Atem,
komm, streichle mein Leben,
weich und geduldig.
Verirre dich, aber suche dich nicht,
sei einfach nur da.
Tauche in mich ein.
Gehe in mir spazieren.
Schaue mich an von innen,
aus der Ferne
und aus der Nähe.
Vergiss auch deinen Namen.
Du brauchst ihn nicht mehr.

Bilder und Texte dieses Buches nehmen ihre Leser mit auf eine Reise in die Welt des menschlichen Verlangens nach Kontakt, Nähe, Zärtlichkeit und Verstehen. Die Bilder erzählen Geschichten, entführen in genießendes Schauen, vielschichtiges Interpretieren und Träumen. Die Texte erfühlen diese Inhalte und setzen sie in Worte um. Denn es geht um Gefühle, die uns auf vertrauten Wegen begleiten und auf neue Wege führen können. Die Leser dieses Buches werden sich in diesem Kaleidoskop wiederfinden, in diesem Strauß von Lebensbildern und Textphantasien, sich an gelebtes Glück erinnern und die Hoffnung auf ein neues auf angenehme Weise nähren.

Geschrieben von admin am Samstag, 19. Dezember 2009

Notiz:

Rezensionen auf der Amazon- Webseite:

Von Tina Rupp:
Dieses Werk vermag mich immer wieder in seinen Bann zu ziehen. Die Bilder von Wolf Tekook – offensichtlich und doch nicht eindeutig – lassen auf den zweiten Blick einiges entdecken und gewinnen in Verbindung mit den bewegenden Texten von Johanna Renate Wöhlke noch mehr Tiefe.
Dieses Buch entführt in eine andere Welt – erfrischend anders!

Von Sascha Howold:
Ein schönes und bewegendes Werk der Literatur und Kunst.
Die Texte sind genauso tiefsinnig wie die dazugehörigen Bilder und meist direkt aus dem Leben gegriffen. Beides ist gut und passend aufeinander abgestimmt und so findet man den gelesenen Text meist auf anhieb im Bild wieder.
Besonders folgender Ausschnitt hat es mir angetan:

‘Kontakt
Augen und Hände waren unterwegs.
Doch obwohl die Angst abgespült war
mit dem Wasser der Neugier
und die Scham sich schlafen gelegt hatte,
blieb es ruhig und still.
Die Lust gab es auf, nach Tropfen zu suchen.
Die Haut gähnte schläfrig in ihren Falten.
Da legten sich alle zufrieden schlafen,
so wie sie waren.’

Fazit: Für jeden Freund der Literatur und Kunst ein Muß!

HAUTKontakt – Schatten von Träumen

 

Ein Klassiker!

Philemon und Baucis

Ein Kunstband über Bäume des Jahres 2009

Wolf Tekook
Philemon und Baucis. Baum-Menschen
Shaker-Verlag, Maastricht und Herzogenrath, 2009
ISBN 978-3-86858-243-7
148 Seiten, Hardcover, 20×27 cm, 44,90 €
Im Mai 2009 erschien das Buch:
„Philemon und Baucis. Baum-Menschen“ von Wolf Tekook aus Krefeld
Es enthält auf 148 Seiten Bilder und Texte zur Geschichte von „Philemon und Baucis“ aus der griechischen Mythologie, geschrieben von Ovid in den „Metamorphosen“.
In diesem Buch nehme ich auch einen kleinen Platz ein, und zwar mit einem Essay zum Thema Bäume und meinem Gedicht „Bäume“ aus meinem Gedichtband „Federpferde. Himmlische Gedichte“, Hamburg 2007.
Fazit
Selbst lesen ist eine Möglichkeit.
Selbst lesen und verschenken wäre die zweite.
Selbst lesen, behalten und verschenken – alle guten Dinge sind drei.
Selbst lesen, behalten, verschenken und weiter empfehlen – das wäre natürlich genial :)

SEIT DEZEMBER 2009 IM BUCHHANDEL:

HAUTKontakt

Schatten von Träumen – Eine Anthologie

von Johanna Renate Wöhlke und Wolf Tekook

Daten zum Buch:.

♦ Verlag: Shaker Media

♦ Format: 24 x 17 cm

♦ Bindung: Softcover

♦ ISBN: 978-3-86858-500-1

♦ Preis: 29,90 Euro

Bilder und Texte dieses Buches nehmen ihre Leser mit auf eine Reise in die Welt des menschlichen Verlangens nach Kontakt, Nähe, Zärtlichkeit und Verstehen. Die Bilder erzählen Geschichten, entführen in genießendes Schauen, vielschichtiges Interpretieren und Träumen. Die Texte erfühlen diese Inhalte und setzen sie in Worte um. Denn es geht um Gefühle, die uns auf vertrauten Wegen begleiten und auf neue Wege führen können. Die Leser dieses Buches werden sich in diesem Kaleidoskop wiederfinden, in diesem Strauß von Lebensbildern und Textphantasien, sich an gelebtes Glück erinnern und die Hoffnung auf ein neues auf angenehme Weise nähren.

Lebensgefühl Verlangen – was ist das?
Die Frage ist einfach, wenn der Hunger auf Trauben gestillt werden will, wenn es nur darum geht,
sie zu essen oder nicht. Sie sind da. Einfach nur zugreifen und essen. Aber im ewigen Spiel
zwischen Begehren und Entbehren müssen, Suchen und Finden zwischen Menschen,
ist das Verlangen Himmel und Hölle, Motor und Bremse zugleich, ist der Weg
zwischen Verlangen und Erlangen gepflastert mit Erfüllungen, aber auch Hoffnungen
und Enttäuschungen. Denn es geht um Gefühle.
Wer konnte sie jemals abschalten wie das Licht einer Lampe?
Wer konnte ihr Wünschen und Sehnen jemals gleich und
sofort befriedigen, wie der Griff zu den Trauben es vermag?
Wer war noch nie auf dem Weg zu einem DU
und blieb am Ende allein?
Wollen, Wünschen und Erträumen scheinen
im so oft als unverzichtbar empfundenen
Brauchen und Vermissen
angesiedelt und erweisen
sich dann als ewiges
Suchen, Erahnen und
Vorfreude, die nie
im Spüren enden
werden.
Eine
melancholische
Geschichte
also? Sogar
Stoff für eine traurige
Geschichte, dieses Lebensgefühl
des Verlangens?
Ein wenig wohl auch das, aber bei
weitem nicht nur. Denn gestilltes Verlangen
mündet in empfundenes Glück, und diese
Augenblicke und Perioden des Lebens sammeln
wir als kostbare Geschenke, jeder von uns, immer
wieder. Das Glück überrascht uns. Es begegnet uns
unvorhersehbar und wir sammeln es in Erinnerungen an
Situationen und Personen und so werden wir Teil von Geschichten,
machen Erfahrungen mit uns selbst und anderen, sind auf fremden
und vertrauten Wegen unterwegs, erreichen und verfehlen Ziele, enttäuschen
und schenken Glück…
Der rosarote Brei schmeckt nicht mehr, wenn das Leben Zähne bekommen hat.
Das Leben macht uns Appetit auf seine Früchte, überlässt es uns, mit ihnen zu leben und
im steten Spiel zwischen Begehren und Entbehren zu balancieren.
.

HautKontakt im Internet

DOCMA Doc Baumanns Magazin für digitale Bildbearbeitung, stellt “HautKontakt” vor:

Illustrierte Gedichte

Das Buch Hautkontakt von der Lyrikerin Johanna Renate Wöhlke und und dem “Photo Couturisten” Wolf Tekook illustriert eindrucksvoll, wie wenig Fotografie nötig ist, um mit Photoshops Werkzeugkasten emotionale Abstraktionen zu gestalten. Hier haben sich zwei Künstler eine Plattform jenseits des Mainstreams geschaffen, die Lyrikliebhaber zu schätzen wissen werden.

HAUTkontakt: Schatten von Träumen – Eine Anthologie
von Johanna Renate Wöhlke und Wolf Tekook
Taschenbuch, 164 Seiten
Shaker Media, 2009
29,90 Eu

Bäume

Es sind einfach nur Bäume. Aber wann wären Bäume einfach nur Bäume gewesen? Im Spiel zwischen Natur und Phantasie waren sie schon immer elementare Träger menschlicher Kultur in all ihren Facetten. Schon immer haben sie das Leben der Menschen begleitet und ihre Phantasie beflügelt. Ihre Rolle ist groß und einzigartig – nicht nur, weil es die Früchte eines Apfelbaumes waren, deren Symbolkraft dazu auserkoren wurde, die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies zu beschreiben. Nicht nur, weil Buddha seine Erleuchtung unter einer Pappelfeige hatte, heute bekannt als „Bodhi-Baum“, „Baum der Erleuchtung“.

Bäume bedeuten Leben. Sie produzieren den Sauerstoff, den wir Menschen zum Leben brauchen und benötigen dafür unsere verbrauchte Atemluft. In der Natur scheinbar kein schlechter Tausch. Dieses gegenseitige Geben und Nehmen, dieses ineinander Aufgehen, ist Teil der Menschen im Alltag, ob es ihnen bewusst ist oder nicht. Wir leben mit Bäumen und die Bäume mit uns. Bäume sind unsere Begleiter, Bäume bieten Schutz – ob unter ihrem grünen „Dach“ oder als Baustoff,  Bäume lassen Blüten wachsen, Bäume tragen Früchte, Symbole für Leben und Vergehen – über und unter der Erde. Sie sind Rohstoff und „Traumstoff“ zugleich.

Ja, es gibt Bäume von denen wir träumen, weil sie uns an erlebtes Glück erinnern. Ja, es gibt Bäume, deren Erscheinen in unseren Träumen uns ewige Rätsel aufgibt.  Immer aber nehmen sie uns mit auf die gedankliche Reise durch gelebtes Leben, holen Erinnerungen hervor im Guten und im Bösen.

Meine ersten Erinnerungen an überhaupt einen Baum habe ich aus frühester Jugend. In meiner kleinen Stadt gab es eine besondere Trauerweide. Ich liebte diesen Platz. Er war nicht weit entfernt von unserer Wohnung und umweht von einem seltsamen Zauber.

Diese alte, sehr alte, Trauerweide stand in einem kleinen Park, der wohl sehr viel früher ein hochherrschaftlicher Garten hätte gewesen sein können. So wie er angelegt war, passte er als öffentlicher Platz jedenfalls nicht in dieses kleine Städtchen. Er war wie ein großes Geschenk.

Die „Geschenkschleife“ war eine runde Bank, die den Stamm der Trauerweide ganz umschloss. Saß ich auf der Bank, dann versank ich hinter den herabhängenden gewaltigen Ästen und ihrem hängenden Grün hinter Kaskaden von Laub, die auf mich wirkten wie ein Wasserfall. Sich vorzustellen, dass es einen Wasserfall aus Laub geben könnte, alleine das war wunderbar.

Ein wunderbarer Platz also, um sich zu verstecken. Ein wunderbarer Platz auch, um zu träumen und sich in schöne harmonische Welten zu spinnen.

Gärten und Parks mit großen alten Bäumen sind solche Plätze. Sie sind Seelenplätze. Sie verletzen deine Seele nicht. Sie heilen deine Seele. Jedes Mal heilen sie sie ein Stückchen, als verrichteten sie eine Arbeit, gerne und mit Freude. Wenn ich mit Tränen unter die Zweige der Trauerweide kam, ging ich getröstet wieder fort.

Was wäre geschehen ohne diesen Baum? Was wäre geschehen ohne diesen Platz? Was wäre geschehen ohne die Möglichkeit, sich auf die Bank zu legen, die kleinen Beine lang zu machen, und zwischen den herabhängenden grünen Zweigen in den Himmel zu blinzeln? Ist es der eigentliche Sinn großer mächtiger Bäume, kleine schwache Menschen zu trösten? Wichtig war nur, dass dieser Baum da stand. Er war einfach da. Er hatte diese Kraft, mit der er sich einen ewigen Platz in meinem Leben und in meiner Erinnerung eroberte.

Es blieb das Gefühl, dass es gut ist, solche Plätze unter Bäumen zum Verstecken aufsuchen zu können. Für die Erwachsenen damals galt das als mein Kinderspiel. Diese Ansicht ist noch immer falsch. Gute Plätze zum Verstecken zu finden ist ein Lebensspiel. Jeder braucht Plätze, an denen er sich manchmal verstecken kann. Der eine mehr, der andere weniger, denn es gibt mal mehr und mal weniger zu verstecken – um sich dann mit neuer Kraft zu öffnen.

Unter dem Dach eines Baumes, durch dessen Zweige die Sonne blinzelt, ist es nicht so umbarmherzig hell, jedenfalls nicht so gleißend unbarmherzig hell, wie es bis in den letzten Winkel aufgeleuchtete Räume sein können, in denen sich selten etwas über die wahrnehmende Kühle des Verstandes und von Interessen hinaus erwärmt. Das Schatten und diffuses Licht spendende Dach eines Baumes ist gnädiger, barmherziger. Unter ihm können wir unsere Augen weit öffnen und sind nicht gezwungen, unsere Augen zu schließen, sondern können sie gefahrlos weit offenhalten. Wenn wir sie schließen, dann um zu träumen, zu denken, vor uns hin zu summen, vielleicht auch zu weinen.

Es gibt Menschen, die mit Bäumen reden wie mit Freunden. Dann werden Bäume zu Zuhörern. Wäre es möglich, in Menschen den wohlwollenden, wärmenden Zuhörer zu finden, wie man ihn zum Beispiel in einer liebenden Mutter oder Freunden vermuten kann, dann wäre die Welt nicht so voll von Lügen, Ausreden und unbenannten Schmerzen. Wir vertrauen einander nicht. Deshalb vertrauen wir einander auch nichts an.

Aber das Laub der Bäume lassen wir von Fall zu Fall unsere Sorgen aufsaugen, nicht immer in Worte gekleidet, aber in Gedanken und Gefühle. Was wäre, wenn wir uns von Anfang an kennten und wüssten, wer und wie wir sind? Hätte es Einfluss auf unser Handeln? Würde es unser Leben auch nur vor einer falschen Geste, einem falschen Wort retten oder bewahren? Die Zeit ist ein barmherziger Helfer im Gewand eines Scharfrichters. Sie kann uns alles vergeben und vergisst doch nichts. Ein Baum ist ein barmherziger Helfer im Gewand von Zweigen, Blättern und Blüten. Er mag uns alles vergeben. Er fordert nichts, was wir nicht geben können.

Die Geschichte eines Baumlebens kann schier endlos lang sein, manchmal mehrere Menschenleben lang. Viele Leben im Kommen und Gehen begleiten, das ist eine für uns unfassbare Zeit zwischen Wachsen und Vergehen, nicht zu messen in Minuten, auch wenn die Zeit mit Uhren gemessen wird. Nicht zu beziffern in Jahren, auch wenn es in den Pässen der Welt und den Unterlagen der Wissenschaftler wimmelt vor Jahresziffern. Nicht zu beschreiben mit Buchstaben, auch wenn die Namen und Daten unverwechselbar sein sollen: Ein Ich, geboren am, so beginnt es. Ein Baum, gepflanzt am… Ein Baum, gerodet am, gefällt am…Jahresringe und Jahre im ständigen Wechselbad der Natur.

Mit der Zeit, den Ziffern und den Buchstaben ist der Mensch immer konfrontiert. Sie zwingen ihn unbarmherzig und unnachgiebig, an sie zu glauben. Die einzige Chance, der Zeit, den Ziffern und den Buchstaben zu entfliehen, ist die Liebe. Liebe bedeutet, die Zeit zu vergessen, die Namen zu vergessen und den Ziffern eine andere Bedeutung zu geben, als der Mathematiker ihnen geben muss. Bäume waren schon immer geduldige und schweigsame Begleiter Liebender, ja, ersehnte Orte. Wer wollte die Küsse zählen, die sich Verliebte unter Bäumen gegeben haben? In den Armen der Liebe unter einem Baum sich so zu fühlen, als hielte die Zeit an, das mag ein Stück von dem so gerne beschriebenen „Himmel auf Erden“ sein.

Diese Gedanken sind so alt wie die Liebe alt ist und keinesfalls das Privileg weltlicher Literaten durch die Jahrhunderte. Im Alten Testament findet sich unter „Das Hohelied Salomos“ einer der zartesten und sprachlich schönsten Liebesprosatexte der Weltliteratur – und auch da geht es nicht ohne Bäume: „Komm, mein Freund, lass uns auf´s Feld hinausgehen, und auf den Dörfern bleiben, dass wir früh aufstehen zu den Weinbergen, und dass wir sehen, ob der Weinstock sprosse und seine Blüten aufgehen, ob die Granatbäume blühen; da will ich dir meine Liebe geben“, oder „ Meine Schwester, liebe Braut, du bist wie ein verschlossener Garten, eine verschlossene Quelle, ein versiegelter Born. Deine Gewächse sind wie ein Lustgarten von Granatäpfeln mit edlen Früchten, Zyperblumen und Narden. Narde und Safran, Kalmus und Zimt, mit allerlei Bäumen des Weihrauchs, Myrrhen und Aloe mit allen besten Gewürzen.“

Was also wäre die Weltliteratur über die Liebe ohne sie, die Bäume…

Könnten Bäume Geschichten erzählen über die Art der Liebe, die ihnen zuteil wird, es wäre eine Art Mosaik, ein aus vielen Erzählungen zusammengesetztes Geschichtenkunstwerk. Kinder wenden sich den Bäumen auf andere Weise zu als Erwachsene: Sie nehmen sie in Besitz, indem sie sie besteigen, auf ihnen klettern, mit ihnen spielen. Die Kirschen in Nachbars` und im eigenen Garten werden immer noch gerne durch kletternde Kinderbeine erobert – wo es sie noch gibt, die Kirschbäume und die selbst gebauten Baumhäuser, in eigenen Gärten.

Die erzählten Geschichten über diese Abenteuer sind Legion und füllen die Erinnerungen der erwachsen Gewordenen: Da war der Süßkirschenbaum in Omas Garten, auf die das kleine Mädchen immer mit dem Bruder kletterte, um die Kirschen aus den obersten Zweigen zu holen, während andere Spielkameraden sich einfach so lang machten und reckten, wie es nur ging. Dabei versuchten sie, sich die Zweige weit nach unten zu biegen und so an die Kirschen zu gelangen. Sie wollten gerade nicht klettern  und verschwendeten nicht einen Gedanken darauf, dass Äste dadurch abbrechen mussten, getrennt von Baum und Leben – sich austoben an Bäumen für einen kurzfristigen Genuss.

Da sind Erinnerungen an Urlaube an der Nordsee und die schief gewachsenen Bäume und Hecken, die sich über Jahrzehnte der Kraft des Windes beugen müssen, gewachsene Zeugen dafür, aus welcher Richtung der Wind weht – keine Frage nach dem Betrachten dieser schief und krumm gewehten Stämme, Äste und Zweige. Keine Fichte, keine Birke, keine Haselnusshecke, die sich der Kraft des Windes widersetzen könnte.

Aber diese Bäume sind keine Verlierer. Sie stehen. Sie sind da. Sie sind da als Zeichen eines Miteinanders, in dem sich zwar die Form verbiegen und verändern lässt, aber nie die Wurzeln, nie das typische Erscheinungsbild Baum seinen Wiedererkennungswert verliert. Die Erinnerungen und Geschichten dieser Bäume wären angefüllt mit sanften Winden an warmen Sommerabenden, rauen Stürmen im Herbst und Winter, tobenden Orkanen und kreischenden Möwen über ihren Wipfeln. Ihre Meinung von sich selbst wäre nur die beste. „Wir haben es geschafft“, würden sie uns selbstbewusst erzählen, „trotz alledem haben wir es geschafft. Wir sind Bäume geblieben! Der Wind hat uns verändert, aber er hat uns nicht gebrochen.“

Sich so dem Leben stellen können, das ist auch ein menschlicher Traum. Nicht gebrochen werden, nicht untergehen, sich nicht verlieren, nicht seinen Charakter verbiegen müssen bis zur Unkenntlichkeit, durchzuhalten – auch wenn es schwerfällt, nicht verzweifeln in Stürmen, seine Wurzeln nicht verlieren, fest verankert sein.

Das ist der Stoff der wahren Märchen. Sie sind in der Welt. Sie werden erzählt und werden erzählt werden, solange die Geschichte die Geschichten von Menschen sein wird. Sie entwickeln ihre Kraft selbst. Sie strahlen in ihrem eigenen Licht. Sie werden gespeist von der Hoffnung und dem Glauben an eine gute, gerechte und glückliche Zukunft – für Menschen und Bäume.