Category: Worte auf Papier


erschienen im Hamburger Abendblatt am 1. März 2011

Die Frage nach dem Frühlingsanfang lässt sich ganz leicht beantworten: Astronomisch liegt er im Jahr 2011 am 21. März um 0.21 MEZ. Das ist noch lange hin. Das hält uns aber auch nicht davon ab, uns Gedanken darüber zu machen, dass man den Frühlingsanfang auch ganz anders definieren könnte, ich sage könnte!

Meteorologisch liegt der Frühlingsanfang auf der nördlichen Halbkugel nämlich am 1. März, denn die Weltorganisation für Meteorologie der UN hat das so festgelegt. Danach werden jeweils drei Monate einer Jahreszeit zugeordnet und die Monate März, April und Mai sind Frühling! Mit dieser Einteilung, so sagen die Meteorologen, haben sie es einfacher, Statistiken zu erstellen und Klimavergleiche anzustellen. Sollen sie.

Dann gibt es noch den phänologischen Frühling. Der ist in seiner Erscheinungsform abhängig davon, welche Pflanzen und Blüten uns schon erfreuen: im Vorfrühling die Schneeglöckchen, im Erstfrühling die Birnbäume und im Vollfrühling Apfelbäume und Flieder zum Beispiel.

„Das hört sich alles sehr interessant an“, sagte mir ein Freund, als ich ihm diese frühlingshaften Gedanken mitteilte, lehnte sich zurück und lächelte geheimnisvoll. Er habe, so meinte er, noch eine viel interessantere Variante anzubieten. Das hörte sich spannend an, denn welche sollte es noch geben außer diesen schon ziemlich breit gefächerten Varianten.

Es sei für ihn ganz klar und eindeutig so, dass es auch den gastronomischen Frühlingsanfang gäbe, meinte mein Gesprächspartner. Frühling sei nämlich erst dann, wenn er – auch im warmen Mantel könne es sein  -  seinen Kaffee  auf der Terrasse eines Restaurants trinken könne. Einfach da sitzen. Einfach nur genießen, den Kopf und die Gedanken in die warme Sonne und die klar Luft halten.

Ich mochte nicht widersprechen. Diese Art von Frühlingsanfang scheint mir wirklich noch in der wissenschaftlichen Wahrnehmung zu fehlen!

Ein Klassiker!

Philemon und Baucis

Ein Kunstband über Bäume des Jahres 2009

Wolf Tekook
Philemon und Baucis. Baum-Menschen
Shaker-Verlag, Maastricht und Herzogenrath, 2009
ISBN 978-3-86858-243-7
148 Seiten, Hardcover, 20×27 cm, 44,90 €
Im Mai 2009 erschien das Buch:
„Philemon und Baucis. Baum-Menschen“ von Wolf Tekook aus Krefeld
Es enthält auf 148 Seiten Bilder und Texte zur Geschichte von „Philemon und Baucis“ aus der griechischen Mythologie, geschrieben von Ovid in den „Metamorphosen“.
In diesem Buch nehme ich auch einen kleinen Platz ein, und zwar mit einem Essay zum Thema Bäume und meinem Gedicht „Bäume“ aus meinem Gedichtband „Federpferde. Himmlische Gedichte“, Hamburg 2007.
Fazit
Selbst lesen ist eine Möglichkeit.
Selbst lesen und verschenken wäre die zweite.
Selbst lesen, behalten und verschenken – alle guten Dinge sind drei.
Selbst lesen, behalten, verschenken und weiter empfehlen – das wäre natürlich genial :)

erschienen im Hamburger Abendblatt am 26. Februar 2011

Blutspenden sind wichtig. Wer sie jemals gebraucht hat, weiß das. Wer sie jemals bekommen könnte, sollte das wissen. Der wichtigste Saft der Welt ist nicht aus der Retorte zu haben. Nichts mit künstlich. Nichts mit Chemie. Nichts mit mal eben so um die Ecke besorgen, leicht und locker zur freien Verfügung wann immer wir wollen. Ohne den Menschen und seinen Körper geht das nicht. Hier braucht der Mensch den Menschen, so nah und so unmittelbar wie wohl kaum sonst im Leben.

Soweit zum Ernst der Lage. Aber es gibt auch fröhliche Momente in diesem Zusammenhang, fröhliche Gedanken und fröhlich stimmende Geschichten. Die Patientin, die mir gegenübersitzt, braucht fremdes Blut, dringend. Sie wird es bekommen. Vier Beutel sollen es sein. Da gehen die Gedanken auch andere als nur medizinische Wege.

Von wem mögen diese Spenden sein? Wir fragen uns das und kommen auf den Gedanken, wie es denn wäre, ein Brasilianer wäre dabei, ein Schwede vielleicht, ein Franzose oder gar auch ein Italiener. Mischen sich mit dem Blut auch die Temperamente? Könnten sie abfärben, könnten sie übergehen in den zu versorgenden Körper – und was dann? Es handelt sich bei dieser Patientin um ein norddeutsches Gardemaß!

Lachen und Fröhlichkeit sind angesagt an diesem Punkt der Überlegungen. Am Ende steht dann die alle bewegende Frage: Wäre das Blut von einem Italiener, müsste man dann vielleicht das Temperament eines lebenslustigen Berlusconi in Kauf nehmen? Rätseln Sie weiter. An diesem Punkt der Diskussion  beginnt die Gedankenfreiheit…

erschienen im Hamburger Abendblatt am 21. Februar 2011

Es ist kochen angesagt. Wer es noch nicht wissen sollte: Kochen ist Präzisionsarbeit, kochen ist Kunst, kochen verlangt Konzentration, Organisation – all diese wirklich wichtigen Fähigkeiten eben, die zu besitzen im Leben nie schaden kann. Keiner zweifelt das an in dieser Welt, denn das Fernsehen ist voller Kochsendungen, und da kann man das immer genau beobachten, nicht wahr?

In diesem Fall ist keine Fernsehkamera dabei, denn in dieser Küche kocht ein ganz gewöhnlicher Mensch, für den sich kein Fernsehsender je interessieren würde. Aber dieser Mensch ist wichtig, sehr wichtig sogar. Von seinem Können hängt es nämlich ab, ob täglich eine ganze Familie am Mittagstisch nicht nur satt wird, sondern auch mit Genuss die Mahlzeiten verspeist.

Dieser Koch hat dafür so seine Tricks, erzählte er mir neulich. Die Geschichte mit der Musik ist spannend und darf auch weitererzählt werden. Er kocht nämlich gern mit Musik in der Küche. Er hat da so seine speziellen CDs, die er gerne hört. Heute ist es wunderbare Barmusik, am Piano gespielt, einen Titel nach dem anderen hören wir, während auf dem Herd ein köstliches Mahl entsteht. Warum nun aber die Musik?

Unser Koch erklärt: „Das ist so, Musik ist in diesem Fall besser als jede Uhr“ -  er legt das Rumpsteak in die Pfanne und das heiße Fett erzeugt wunderbar brutzelnde Geräusche – „denn jetzt hat dieser Titel gerade angefangen zu spielen und ich kann an der abgespielten Zeit sehen, dass bald eine Minute vergangen sein wird und ich muss das Steak wenden. So einfach ist das!“

Ich habe verstanden. Kochen mit Musik, das hat was. Ich überlege: Demnach gibt es die perfekten „Steakbrattitel“ und wenn eine Gulaschsuppe gekocht werden soll, müsste es schon eine Beethoven-Symphonie sein, die da zeitmäßig die Kochdauer vorgäbe. Wir alle merken: Kochen mit Musik – das scheint wirklich ein musikalisch interessanter Ansatz zu sein, der bislang – auch im Fernsehen und in Kochbüchern – noch nicht die gebührend gewürdigt worden ist!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 18. Februar 2011

Die wohl unwichtigste Frage in unserem Kulturkreis ist sicherlich für die meisten Menschen: „Wie nehme ich möglichst schnell an Gewicht zu?“ Es ist ganz klar, dass 99,9 Prozent der Bevölkerung diese Frage mit einem ungläubigen Kopfschütteln begleiten. Da interessiert sich jemand dafür, wie er schnell zunehmen könnte? Keiner hier will zunehmen. Alle wollen abnehmen.  Ich kenne Leute, die stellen sich jeden Morgen erwartungsvoll auf die Waage und gehen erfreut in den Tag, wenn sie nur 100 Gramm weniger wiegen als am Tag davor. Welch eine unwichtige Frage also, diese Frage?

Wie komme ich überhaupt darauf? Am Tisch gegenüber sitzt eine sehr schlanke junge Frau und berichtet lachend davon, dass sie ganz genau wisse, wovon sie sehr schnell ganz viel zunehmen könne: Wenn sie noch einmal jung wäre und wieder diesen Job als Verkäuferin in einer Eisdiele hätte. Damals, so erinnert sie sich, hat sie mehrere Kilogramm in kurzer Zeit zugenommen – so gut schmeckte das Eis. Heute machte sie das natürlich niemals mehr. Heute achtet sie auf ihre Figur, das sei selbstverständlich.

Am nächsten Tag treffe ich auf eine andere sehr schlanke, fast magere Frau. Sie ist nicht schlank, weil sie das schön findet und es ihr wichtig ist. Sie ist sehr schlank, weil sie krank ist und nun die Grenze fast überschritten ist, hinter der die Sorgen mit dem Gewicht beginnen werden – die Sorgen mit zu geringem Gewicht und die Sorgen um die Gesundheit wegen des zu geringen Gewichtes. Sie gehört zu den oben behaupteten 0,1 Prozent der Bevölkerung, denen die positive Beantwortung der Frage lebenserhaltend wäre: „Wie nehme ich möglichst schnell an Gewicht zu?“

Wichtige Fragen, unwichtige Fragen – das Leben hat es an sich, manchmal rigoros für uns zu entscheiden, was wichtig ist und was nicht.

erschienen im Hamburger Abendblatt am 14. Februar 201

Was ist eine Lücke? Diese Frage kann vielfältig beantwortet werden. Zuerst einmal erinnere ich mich daran, dass der junge Prüfling nach der heiß ersehnten und ebenso erzitterten Prüfungsfahrt für seinen Führerschein, die er bestanden hatte, zu berichten wusste: „ Und dann auch noch auf der viel befahrenen Straße rückwärts in die Parklücke!“ Er hat sie bewältigt, diese Lücke.

Mir wurde an diesem Beispiel wieder einmal klar: Die Welt ist voller Lücken! Beim ersten Nachdenken verbinden sich negative Eindrücke mit der Lücke. Eine Lücke bedeutet Unvollständigkeit. Da ist zum Beispiel der Lückenbüßer. Das Wort allein schon lässt Negatives erkennen: Hier handelt es sich um jemanden, der eigentlich nicht eingeplant war, vergessen vielleicht, und dann doch noch „hervorgeholt“ worden ist. Dieser Jemand will keiner von uns sein.

Ich erinnere mich auch an die Frage einer Freundin an den Kellner in einem Restaurant: „Hätten Sie vielleicht einen Zahnstocher?“ Was sie damit wohl machen will? Gerade das oben Beschriebene wohl – einen ungebetenen Lückenfüller in einer vorhandenen Lücke entfernen. So ist das Leben, sagte neulich mein Zahnarzt. Mit den Jahren werden wir halt immer lückenhafter.

Lückenhafter? Da muss ich doch ganz schnell mal das Positive aus der Gedankenschublade ziehen und mir vor Augen halten, wie schön es doch sein kann, eine Lücke zu finden, wenn man eine Lücke sucht -  einen guten Sitzplatz im voll besetzten Bus zu erwischen, auch wenn er schmal ist, eine Parklücke für das Auto zu erwischen, eben gerade noch den Platz zu ergattern, den man sich gewünscht hat zum Beispiel. Außerdem, was wäre Wilhelm Tell ohne die Lücke von Weltrang: Durch diese hohle Gasse muss er kommen…Wenn Schiller einer Lücke so ein Denkmal gesetzt hat, können wir uns doch nicht weiter über sie beschweren!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 10. Februar 2011

Der hier ins Spiel gebrachte Begriff bedeutet eigentlich: tiefer Ausschnitt an Damenkleidern, der Schulter, Brust oder Rücken frei lässt. Gemeint ist also das Dekolleté. Ein schönes Dekolleté ist in der Geschichte der Damengarderobe nicht wegzudenken. Offensichtlich zeigen Frauen immer wieder gerne, was ihnen Mutter Natur an ausgepolsterten, runden Körperteilen mitgegeben hat. Es zwingt sie niemand, ihre nackte Haut zu entblößen, sie machen es freiwillig und vermuten wohl, der Welt und Umwelt damit einen schönen Anblick zu bieten. Wir gehen jetzt einmal davon aus, dass es sich wirklich um einen schönen Anblick handelt.

Das Dekolleté, von dem nun aber die Rede sein soll, hat ganz andere Qualitäten! Ich will nicht behaupten, dass sie schlechter sind. Sie haben allerdings einen ganz anderen Aufmerksamkeitswert, denn dieses Dekolleté wird von einem Körperteil gebildet, von dem wir nicht unbedingt meinen, man müsse es wie ein prächtiges Damendekolleté öffentlich bewundern. Die Rede ist vom Bauarbeiterdekolleté!

Sie wissen nicht, was das ist und haben noch nie eines gesehen? Sie vermuten ganz richtig, dass es sich auch nicht um den entblößten Oberkörper von Bauarbeitern handelt, die in der Sommersonne bräunen. Sie gehen fragend in sich und erwarten von mir nun die aufklärende Antwort? Hier ist sie.

Stellen Sie sich also vor, so ein Bauarbeiter bauarbeitet gerade. Dabei bückt er sich, die Kleidung verrutscht ein wenig und lässt Haut zum Vorschein kommen – soweit übrigens ist die Parallele zum Damendekolleté noch perfekt. Aber: Wir beobachten den Bauarbeiter von hinten!

Da können wir nun sehr gut beobachten, dass die Hose beim Arbeiten ein ganz klein wenig nach unten rutscht und die Ansätze der beiden Pobacken  freigibt. Sie haben das schon gesehen. Ich bin mir sicher. Diese rudimentär freigelegten Ansätze des männlichen Pos, das nennt man Bauarbeiterdekolleté. Im Grunde ist es nichts anderes als Gleichberechtigung…nur von hinten!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 28. Januar 2011

Kennen Sie die Kohlkopftheorie? Im Anschluss daran vielleicht auch noch die Kohlrabitheorie, die Hand in Hand geht mit der Möhrentheorie? Die wiederum ist auch oft im Umfeld der Paprikatheorie anzutreffen, und wenn es ganz schlimm kommt, dann landen wir in diesem Sinnzusammenhang am Ende bei der Kichererbsentheorie…

Nun habe ich Sie neugierig gemacht und kläre auch ganz schnell auf. Es handelt sich nicht um neue Theorien zur Ernährungslehre. Keine neue Heilslehre für die Gesundheit soll ihren Weg in die Öffentlichkeit nehmen. Vielmehr ist es die Öffentlichkeit selbst, die nach diesen Theorien verlangt, damit sie überhaupt bewältig werden kann. Ich weiß wovon ich rede, und Sie werden es auch gleich wissen.

Wie war das noch damals, als wir mit Herzklopfen bis zum Hals diesen ersten Vortrag vor der Klasse halten mussten? Schrecklich war es! Ein Himmelreich für ein helfendes Wort, einen Trick, eine Gedankenbrücke, die es möglich macht, all diese Gesichter da vorne zu vergessen und sich einfach nur dem Inhalt seines Vortrages zu widmen. Einfach nur an das Wesentliche denken. Das ist der Augenblick, die Sekunde, der große Auftritt der Kohlkopftheorie!

Wie war noch Mutters Rat? „Denke doch einfach, da sitzen lauter Kohlköpfe!“ Diese Empfehlung birgt viel Gutes in sich. Wenn es nämlich im entscheidenden Augenblick wirklich gelingt, sie umzusetzen, könnte es auch gelingen, das Herzrasen zu besänftigen, den Pulsschlag zu senken, damit die Gedanken unter Kontrolle zu bringen – und der Vortrag wäre gerettet.

Zuhause dann ließen sich im launigen Tischgespräch und nach der mütterlichen Frage: „Na, wie war´s?“ dann noch die anderen Theorien auf ihre Tauglichkeit hin untersuchen – je nachdem, wieviel Anregendes beziehungsweise Abregendes in ihnen vermutet werden darf. Die Kichererbsentheorie scheint mir da etwas für Hartgesottene zu sein. Sich vorzustellen, der gesamte Klassenraum oder das große Auditorium wären angefüllt mit Kichererbsen…ich weiß nicht, wie ernsthaft zu argumentieren ich dann noch in der Lage wäre!

erschienen am 26. Januar 2011 im Hamburger Abendblatt

Es kann nie schaden, wenn der Mensch etwas kann. Er sollte sogar etwas können, denn das macht das Leben schön und im besten Falle nützt es den Menschen. Ja, dann ist es besonders schön. Bei Ärzten zum Beispiel ist das ganz offensichtlich. Ein Hoch auf alle guten Ärzte! Ohne sie und das medizinische Wissen, das sie umsetzen, stände es nicht gut um unsere Gesundheit. Nothelfer der besten Art, Geborgenheit vermittelnd, Sicherheit. Das ist es, was wir suchen.

Allerdings ist die Palette der menschlichen Leiden nicht immer so sicher aufzuzeigen, vieles bewegt sich in Grauzonen – und wie das liebe Grau es so an sich hat, es führt manchmal auch zu gewöhnungsbedürftigen Begriffen im Bereich der Medizin. So erging es mir neulich mit dem Begriff des Wechseljahrberaters oder der Wechseljahrberaterin. Aha, dachte ich mir, das ist ein interessantes Feld menschlicher Befindlichkeiten – die Wechseljahre. Nun werden wir also auch dort kompetent beraten.

Allerdings, alle Wechseljahrberater der Welt mögen mir verzeihen, ich musste lächeln. Denn eigentlich berät ein Wechseljahrberater ja die Wechseljahre. Lassen sich die Wechseljahre beraten, fragte ich mich? Lassen sie sich raten? Ich weiß, gute und passende Bezeichnungen für etwas zu finden, ist immer schwierig und so lässt sich trefflich „philosophieren“! Denn: Sind wir nicht immer in den Wechseljahren, ja in Wechselwochen, Wechseltagen und Wechselminuten? Verändern wir uns nicht ständig und in jedem Augenblick?

Ein lieber Kollege konnte über meine Gedanken nur grinsen. Er grinste übrigens sichtbar für mich am Telefon und meinte nur ganz lapidar: „Einen Berater zur Bewältigung von Beschwerden während meiner Wechseljahre brauche ich nicht. Die hab ich schon hinter mir und es ging auch so ganz gut mit Hilfe meiner Frau. Aber wie wär´s mit einem Fußpilzberater? Den könnte ich zurzeit besser gebrauchen!“

So ist das im Beraterwesen…kaum hat sich jemand eines Problemfeldes angenommen, schwupp, schon ist ein neues da!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 14. Januar 2011

Wir Menschen haben Gewohnheiten. Das kann nicht anders sein. Diese Gewohnheiten sind es, die das Zusammenleben mit anderen bereichern, aber auch belasten können.

Nehmen wir zum Beispiel den Morgenmuffel. Wenn der mit einem Frühaufsteher verheiratet ist, dann kann das schon zu Komplikationen führen. Schlafen und Wachsein sind nun einmal unterschiedliche Seinszustände. Wir sehen in diesem Zusammenhang einmal davon ab, dass man manchen Zeitgenossen nachsagt, sie schliefen auch im Wachzustand.

Bleiben wir bei den Gewohnheiten. Eine davon ist zum Beispiel, welche Getränke der Mensch morgens zu sich nimmt und – wie wichtig ihm das ist! Der Kaffee am Morgen kann so wichtig sein, dass es zu einer kleinen häuslichen Katastrophe führt, wenn die Kaffeemaschine ihren Geist aufgibt – gerade an diesem Morgen, gerade heute, wo er als Muntermacher so wichtig gewesen wäre. Dieser Start in den Tag ist vermasselt!

Der andere braucht seinen Tee. Die Antwort auf alle Fragen und Versuche, eine morgendliche Kommunikation in Gang zu setzen, ist dann ganz einfach die: „Lass mich erstmal meinen Tee trinken!“ Wir merken, Gewohnheiten sind nicht nur einfach so Gewohnheiten. Gewohnheiten haben wichtige Auswirkungen auf unser soziales Miteinander!

Kann ein  Ehepartner, ein Freund oder ein Lebensabschnittspartner mit dem lapidaren Hinweis darauf, er müsse erst einmal seinen Kaffee oder seinen Tee trinken, dem anderen den unmittelbaren Zugang zu seiner morgendlichen Freude verwehren, die im Plaudern und Erzählen besteht?

Ich fühle mich nicht in der Lage, eine so wichtige Frage ausreichend zu beantworten. Etwas nur scheint mir natürlich klar und logisch zu sein: Wer trinkt, kann nicht gleichzeitig auch noch reden – aber danach, aber dann…