Category: Journalismus


erschienen im Hamburger Abendblatt am 28. Januar 2011

Kennen Sie die Kohlkopftheorie? Im Anschluss daran vielleicht auch noch die Kohlrabitheorie, die Hand in Hand geht mit der Möhrentheorie? Die wiederum ist auch oft im Umfeld der Paprikatheorie anzutreffen, und wenn es ganz schlimm kommt, dann landen wir in diesem Sinnzusammenhang am Ende bei der Kichererbsentheorie…

Nun habe ich Sie neugierig gemacht und kläre auch ganz schnell auf. Es handelt sich nicht um neue Theorien zur Ernährungslehre. Keine neue Heilslehre für die Gesundheit soll ihren Weg in die Öffentlichkeit nehmen. Vielmehr ist es die Öffentlichkeit selbst, die nach diesen Theorien verlangt, damit sie überhaupt bewältig werden kann. Ich weiß wovon ich rede, und Sie werden es auch gleich wissen.

Wie war das noch damals, als wir mit Herzklopfen bis zum Hals diesen ersten Vortrag vor der Klasse halten mussten? Schrecklich war es! Ein Himmelreich für ein helfendes Wort, einen Trick, eine Gedankenbrücke, die es möglich macht, all diese Gesichter da vorne zu vergessen und sich einfach nur dem Inhalt seines Vortrages zu widmen. Einfach nur an das Wesentliche denken. Das ist der Augenblick, die Sekunde, der große Auftritt der Kohlkopftheorie!

Wie war noch Mutters Rat? „Denke doch einfach, da sitzen lauter Kohlköpfe!“ Diese Empfehlung birgt viel Gutes in sich. Wenn es nämlich im entscheidenden Augenblick wirklich gelingt, sie umzusetzen, könnte es auch gelingen, das Herzrasen zu besänftigen, den Pulsschlag zu senken, damit die Gedanken unter Kontrolle zu bringen – und der Vortrag wäre gerettet.

Zuhause dann ließen sich im launigen Tischgespräch und nach der mütterlichen Frage: „Na, wie war´s?“ dann noch die anderen Theorien auf ihre Tauglichkeit hin untersuchen – je nachdem, wieviel Anregendes beziehungsweise Abregendes in ihnen vermutet werden darf. Die Kichererbsentheorie scheint mir da etwas für Hartgesottene zu sein. Sich vorzustellen, der gesamte Klassenraum oder das große Auditorium wären angefüllt mit Kichererbsen…ich weiß nicht, wie ernsthaft zu argumentieren ich dann noch in der Lage wäre!

erschienen am 26. Januar 2011 im Hamburger Abendblatt

Es kann nie schaden, wenn der Mensch etwas kann. Er sollte sogar etwas können, denn das macht das Leben schön und im besten Falle nützt es den Menschen. Ja, dann ist es besonders schön. Bei Ärzten zum Beispiel ist das ganz offensichtlich. Ein Hoch auf alle guten Ärzte! Ohne sie und das medizinische Wissen, das sie umsetzen, stände es nicht gut um unsere Gesundheit. Nothelfer der besten Art, Geborgenheit vermittelnd, Sicherheit. Das ist es, was wir suchen.

Allerdings ist die Palette der menschlichen Leiden nicht immer so sicher aufzuzeigen, vieles bewegt sich in Grauzonen – und wie das liebe Grau es so an sich hat, es führt manchmal auch zu gewöhnungsbedürftigen Begriffen im Bereich der Medizin. So erging es mir neulich mit dem Begriff des Wechseljahrberaters oder der Wechseljahrberaterin. Aha, dachte ich mir, das ist ein interessantes Feld menschlicher Befindlichkeiten – die Wechseljahre. Nun werden wir also auch dort kompetent beraten.

Allerdings, alle Wechseljahrberater der Welt mögen mir verzeihen, ich musste lächeln. Denn eigentlich berät ein Wechseljahrberater ja die Wechseljahre. Lassen sich die Wechseljahre beraten, fragte ich mich? Lassen sie sich raten? Ich weiß, gute und passende Bezeichnungen für etwas zu finden, ist immer schwierig und so lässt sich trefflich „philosophieren“! Denn: Sind wir nicht immer in den Wechseljahren, ja in Wechselwochen, Wechseltagen und Wechselminuten? Verändern wir uns nicht ständig und in jedem Augenblick?

Ein lieber Kollege konnte über meine Gedanken nur grinsen. Er grinste übrigens sichtbar für mich am Telefon und meinte nur ganz lapidar: „Einen Berater zur Bewältigung von Beschwerden während meiner Wechseljahre brauche ich nicht. Die hab ich schon hinter mir und es ging auch so ganz gut mit Hilfe meiner Frau. Aber wie wär´s mit einem Fußpilzberater? Den könnte ich zurzeit besser gebrauchen!“

So ist das im Beraterwesen…kaum hat sich jemand eines Problemfeldes angenommen, schwupp, schon ist ein neues da!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 14. Januar 2011

Wir Menschen haben Gewohnheiten. Das kann nicht anders sein. Diese Gewohnheiten sind es, die das Zusammenleben mit anderen bereichern, aber auch belasten können.

Nehmen wir zum Beispiel den Morgenmuffel. Wenn der mit einem Frühaufsteher verheiratet ist, dann kann das schon zu Komplikationen führen. Schlafen und Wachsein sind nun einmal unterschiedliche Seinszustände. Wir sehen in diesem Zusammenhang einmal davon ab, dass man manchen Zeitgenossen nachsagt, sie schliefen auch im Wachzustand.

Bleiben wir bei den Gewohnheiten. Eine davon ist zum Beispiel, welche Getränke der Mensch morgens zu sich nimmt und – wie wichtig ihm das ist! Der Kaffee am Morgen kann so wichtig sein, dass es zu einer kleinen häuslichen Katastrophe führt, wenn die Kaffeemaschine ihren Geist aufgibt – gerade an diesem Morgen, gerade heute, wo er als Muntermacher so wichtig gewesen wäre. Dieser Start in den Tag ist vermasselt!

Der andere braucht seinen Tee. Die Antwort auf alle Fragen und Versuche, eine morgendliche Kommunikation in Gang zu setzen, ist dann ganz einfach die: „Lass mich erstmal meinen Tee trinken!“ Wir merken, Gewohnheiten sind nicht nur einfach so Gewohnheiten. Gewohnheiten haben wichtige Auswirkungen auf unser soziales Miteinander!

Kann ein  Ehepartner, ein Freund oder ein Lebensabschnittspartner mit dem lapidaren Hinweis darauf, er müsse erst einmal seinen Kaffee oder seinen Tee trinken, dem anderen den unmittelbaren Zugang zu seiner morgendlichen Freude verwehren, die im Plaudern und Erzählen besteht?

Ich fühle mich nicht in der Lage, eine so wichtige Frage ausreichend zu beantworten. Etwas nur scheint mir natürlich klar und logisch zu sein: Wer trinkt, kann nicht gleichzeitig auch noch reden – aber danach, aber dann…

erschienen am 12. Januar 2011 im Hamburger Abendblatt

Lieblingsspeisen, das ist ein Thema! Wer jemals in die Gesichter von gerne und mit Genuss essenden Menschen gesehen und ihr Mienenspiel in all seinen Facetten wahrgenommen hat, der hat nicht nur eine Ahnung davon, dass es ein großes Thema ist. Er weiß das. Wahrscheinlich hat er es  auch schon selbst erlebt.

Essen ist nicht nur eine Notwendigkeit. Essen bedeutet Freude, Lust und Lebensqualität. Mir geht es aber heute nur um den Geschmack an den Dingen, die wir essen. Wir schmecken – und halten das für eine Selbstverständlichkeit. Wir machen uns normalerweise keine Gedanken darüber, dass wir vielleicht gar nichts mehr schmecken könnten und uns deshalb im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr schmeckt.

Die Freude auf das Müsli am Morgen, das Ei, die Scheibe Toast, Käse, Obst, die Marmelade, Kaffee, Tee oder heiße Schokolade – alles selbstverständlich erwartete Geschmackserlebnisse und dann – plötzlich nichts. Nichts an Geschmack im Mund außer undefinierbarem Nichts, das sich weder wirklich beschreiben noch essen lässt. Ein Freund berichtete mir dieser Tage wieder davon, dass sein Geschmack schon über Jahre beeinträchtigt ist. Wie sehr wünscht er sich diese für uns so ganz selbstverständliche Normalität zurück.

In diesem Zusammenhang fiel er, der Begriff der Götterspeise! Diese von Kindern und Erwachsenen gerne gegessene Süßspeise –  Waldmeister, Kirsche oder Himbeergeschmack mit Vanillesoße –  der „Wackelpeter“, der sich den Namen Götterspeise verdient hat! Sie mag so genannt werden. Aber eigentlich hat doch alles diesen Namen verdient, was uns so richtig schmeckt, egal was es ist! Essen genießen können, diese ganz alltägliche Freude an etwas so Selbstverständlichem wie Geschmack. Götterspeise ist dann überall!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 10. Januar 2011

Jeder kennt das auf seinen täglichen Fahrten mit dem Auto: Entlang seines Weges befinden sich „Blitzer“, die darauf warten, uns mit ihrem hellen Schein zu erfreuen. Habe ich erfreuen gesagt? Egal, sie erfreuen mich jedenfalls immer insofern, als ich immer wieder beobachte, wie alle Autofahrer, die sich auf dieser Strecke auskennen und Zuhause sind, kurz vor der gefürchteten Blitzstation auf das Gaspedal treten, die geforderte Geschwindigkeit für eine kurze Strecke einhalten und dann wieder beschleunigen. Machen Sie das auch? Wahrscheinlich machen wir das alle – mehr oder weniger.

Es kann aber auch geschehen, selten zwar, aber es geschieht, dass ein routinierter Autofahrer, der sich auskennt, gerade an diesem Punkt so abgelenkt wird, dass auch er einmal in den Genuss eines solchen Portraitfotos kommt. Wahrscheinlich ist das auch schon vielen von uns passiert. In diesem Fall allerdings hatte die Geschichte noch einen besonderen Reiz.

Vater und Sohn sind auf dem Heimweg von einem besonderen Ereignis im Leben eines jungen Mannes: Er hat die theoretische Prüfung für seinen Führerschein ohne Fehler bestanden. Da ist die Freude groß. Natürlich wird erzählt und erzählt und miteinander noch einmal so richtig gefachsimpelt. Wie war das mit der Frage und dieser besonderen Vorfahrtsituation, die man doch gestern noch besprochen hatte? Ja, sie kam dran und konnte richtig beantwortet werden. So geht es hin und her.

Das Gespräch wird plötzlich durch den hellen Schein des aufleuchtenden Blitzes von der rechten Straßenseite her unterbrochen. Geblitzt mit Tempo 57 – na ja, das geht ja gerade noch so. Diesen Blitzer wird der angehende junge Autofahrer nun wirklich nie mehr vergessen! Dieses Foto kommt in die Annalen der Familie versehen mit einem hohen Schmunzelfaktor. So kann es kommen. Im Verkehr abgelenkt durch den Verkehr, in diesem Fall ganz harmlos natürlich…honi soit qui mal y pense!

erschienen am 8. Januar 2011 im Hamburger Abendblatt

Die grauen Zeiten haben es in sich. Wenn der November grau daherkommt und sich der Himmel hinter den Wolken versteckt, mag das keiner. Sehnsucht nach Sonne ist dann angesagt. Aber das lässt sich leider nicht erzwingen.

Im vergangenen Jahr war das anders. Der frühe Schnee brachte auch oftmals einen schönen blauen Himmel mit sich. Kälte, Schnee und Sonne, das ist eine wunderbare Kombination. Warm anziehen und hinaus in die blau-weiße Welt. Des Guten zuviel war es? Wir werden uns sehnsüchtig an die traumhaften Ansichten erinnern, wenn sich der Regen wieder eingestellt haben wird und es aus dem Grau der Wolken nieselt und nieselt.

Strahlende Sonne in der Wette strahlend mit einem blauen Himmel, das macht aus uns allen andere Menschen. Wir suchen das Licht und nicht die Dunkelheit. Ein Freund brachte es neulich auf eine Jahresbilanz besonderer Art, als er darüber redete, wie sehr er die Sonne in unseren Breiten doch immer wieder vermisst, besonders in grauen Novembertagen und grauen Wintern.

„Erst kommt die Winterdepression, die nahtlos abgelöst werden wird vom Frühjahrstief, dem Sommerloch und der Herbstmelancholie!“ Sind das schöne Aussichten? Nein, natürlich nicht!  Versuchen wir einmal eine hoffnungsvollere Variante.

Die Winterdepression wurde durch traumhafte Schneelandschaften abgemildert. Das Frühjahrstief wird dem nicht nachstehen wollen und uns mit üppiger Tulpen- und Narzissenpracht erfreuen. Das Sommerloch mag kommen, wenn es denn warm und freundlich ist – und alle Voraussagen lassen darauf schließen. Die Herbstmelancholie? Sie wird uns sommergestärkt erreichen und dadurch prächtig bekämpft werden können.

Was soll uns also geschehen? Nichts! Abgesehen davon – was sollen uns Gedanken in eine doch ungewisse Zukunft? Erwarten wir sie hoffnungsvoll und fröhlich, dann sollte auch dieser besondere „Cocktail“ melancholischer Erwartungen versüßt sein!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 4. Januar 2011

Es ist die Zeit des Feierns. Die Damen haben schon vor langer Zeit ihre Garderobe „gecheckt“ – was zieht man so an zu all den Treffen, Parties, Meetings und was es sonst noch so um den Jahreswechsel herum geben mag.

Frauen sind da immer fein raus. Die Palette ihrer Möglichkeiten ist fast unbegrenzt umfangreich.  Aber Männer? Ja, wieder einmal die Männer…und in diesem Fall besonders um den Hals herum! Welche Möglichkeiten hat der gepflegte Mann, sich um den Hals herum hübsch und attraktiv heraus zu putzen?

Ich kenne da einen, der hat zum Beispiel seinen Beruf danach ausgesucht, dass er dort keine Krawatte tragen musste. Das hat sich gehalten bis heute. Zu irgendeiner Gelegenheit eine tragen müssen? Oh je, das ist eine schwierige Angelegenheit. Dieser Herr ist also eher ein Modeexemplar für den gepflegten Rollkragenpullover unterm Sakko.

Zum Jahreswechsel, so habe ich ihm neulich vorgeschlagen, sollte das aber doch wohl nicht ausreichen. Was ist schon ein Rollkragenpullover gegen eine schöne Krawatte? Mein Vorschlag zur Güte ging aber noch weiter. In diesem Fall, so dachte ich, wäre doch vielleicht die modische Variante die Krawatte über dem Rollkragenpullover zu tragen und damit eine neue Moderichtung zu kreieren.

Ob das klappen wird? Ich weiß nicht. Der besagte Herr ist ziemlich eigensinnig und halsstarrig. Er hat schon signalisiert, dass auch das nicht von ihm geschätzt werde. Er bevorzuge dann doch lieber das T-Shirt mit V-Ausschnitt und darüber – eine Fliege. Ich fasse es nicht!

Andererseits ist dieser Herr der Beweis dafür, dass Männer zu kreativen Möglichkeiten in Sachen Mode immer wieder in der Lage sind. Das sind gute Aussichten für das neue Jahr!

erschienen im Hamburger Abendblatt am 27. November 2010

Von Johanna R. Wöhlke

24 Türchen lang Vorfreude aufs Fest

Kulturhistorikerin erklärt die Geschichte des Adventskalenders

Göksu
Dr. Cornelia Göksu

In vielen Haushalten hängt er und hilft, das Warten auf Weihnachten zu verkürzen – der Adventskalender. Aber woher stammt diese Tradition eigentlich? Im Gesprächskreis für Frauen der Michaelisgemeinde Neugraben hatte sich die Organisatorin Renate Gresens die Kulturgeschichte des Adventskalenders vorgenommen. Dazu hielt die Hamburger Kulturhistorikerin Dr. Cornelia Göksu einen Vortrag.

Der traditionelle Kalender aus Karton behauptet sich

Cornelia Göksu:  „Heute ist das Angebot kaum noch überschaubar. Es gibt Adventskalender aller Art: fromme und frivole, für Kinder und Erwachsene, mit Bierdosen, mit Leckereien für den Hund, mit CDs, im Internet und mit technischem Schnickschack.

Dennoch behauptet sich der traditionelle Adventskalender aus Karton, der schön gestaltet ist und nicht mehr als 24 Türchen zu bieten hat, noch immer bestens. Vielleicht, weil man dabei nicht so sehr vom Ziel abgelenkt wird – und das ist immer noch Weihnachten.
Andererseits rücken nicht-kommerzielle Adventskalender, wie „DER ANDERE ADVENT“ wieder die besinnliche religiös-philosophisch-christliche Seite von Weihnachten ins Zentrum.“

Und wie waren  die Anfänge? Geht man weit in der Entwicklung zurück, erscheinen die unruhevollen Mittwinternächte, erfüllt mit vielen skurrilen Gestalten und sie begleitenden Bräuchen, die von der Kirche nach und nach ins Positive entdämonisiert und umgedeutet wurden in eine klare Zeit der Erwartung, der Vorbereitung auf „die Ankunft des göttlichen Lichtes“. Dieser christliche Sinn der vier Adventswochen vor Weihnachten wurde bereits auf der Kirchenversammlung von Aachen im Jahre 826 eingeführt.

In seiner weiteren Entwicklung lässt sich der Adventskalender auch  als Zählhilfe und religiöse Adventspädagogik einstufen. Denn als sein Vorläufer wird zum Beispiel das „Kerbholz“ angesehen, das Kinder spielerisch in der Zeit vor dem ersehnten Gabenfest dazu nutzten, ihre guten Taten, zum Beispiel Gebete, Hilfe in Landwirtschaft und Haushalt, gute Noten, gutes Betragen und ähnliches dort mit einer Kerbe zu kontieren -  Zählkulte aus dem protestantisch-lutherischen Umfeld.

Der weltweit erste Adventskalender wurde allerdings erst vor 100 Jahren von der Hamburger Evangelischen Verlagsbuchhandlung Trümpler gedruckt. Sie brachte im Spätherbst 1902 einen Adventskalender auf den Markt, der dem Zifferblatt einer Uhr entlehnt war, deckte allerdings nur die Hälfe der Zeit, nämlich vom 13. bis 24. Dezember ab, ein Adventskalender als eine Art „Weihnachtsuhr“.

Eine frühe „Weihnachtsuhr“, so Cornelia Göksu, stellt auch der Adventskranz dar. Der Gründer des „Rauhen Hauses“ und der „Inneren Mission“ in Hamburg, Johann Hinrich Wichern, gilt als sein Erfinder. Dort wurde auf dem Tannenkranz, der sich auf dem großen Kronleuchter befand,  täglich zur Adventsandacht ein Licht angesteckt, vier große und 24 kleine. Später, als Wichern in Berlin Tegel das Waisenhaus leitete, wurde der Kronleuchter bald durch einen Tannenkranz ersetzt und trat von dort aus als Adventskranz nach dem 1. Weltkrieg seinen Siegeszug von Norden nach Süden an.

1908 erschien in Schwaben der erste Kalender als Bastelbogen

Der erste Adventskalender, der die gesamte Adventszeit umfasste, erschien 1908 aufgrund einer Idee des schwäbischen Pastorensohnes Gerhard Lang. Dieser „Münchner Weihnachtskalender“ erschien unter dem Titel „Im Lande des Christkinds“. Es war ein farbiger Bastelbogen, aus dem die Kinder jeden Tag eines von 24 Bildern ausschneiden sollten. Kalender mit Türchen kamen Anfang der zwanziger Jahre auf den Markt. Zuerst verbargen sich hinter den Türchen Bibelverse und Liedtexte, dann auch Bilder von Weihnachtsmännern, Engeln und Märchenfiguren.

Cornelia Göksu: „ Weniger fromm aber schmackhaft war der Kalender, den die Dresdner Firma PEA C.C.  1938 auf den Markt brachte. Erstmals konnte man den geöffneten Türen Schokolade entnehmen. Dieser Siegeszug für die Süßwarenindustrie wurde allerdings erst einmal durch den 2. Weltkrieg gestoppt.

Allerdings ging es schon 1946 weiter und zwar mit einem Kalender des Richard Sellmer Verlages in Stuttgart, der heute noch im Geschäft ist.“

 Mo Küssner

Erstaunt waren die Zuhörerinnen in Neugraben, dass der Adventskalender inzwischen auch ein Exportschlager in viele europäische Staaten ist, nach Amerika, Japan oder die Vereinigten Arabischen Emirate.

erschienen im Hamburger Abendblatt am 29.Oktober 2010

Die Frage „ ja oder nein“ ist natürlich auf vieles im Leben anwendbar. Hier aber soll es sich um einen ganz besonderen Fall handeln, der nicht anders als prekär zu nennen ist. Es geht um zwei lebenswichtige Lebensmittel: um Zwiebeln und Knoblauch! Zwiebeln und Knoblauch, meinetwegen auch Zwiebeln oder Knoblauch – ja oder nein?

Ein eng mit einer Frau verbandelter junger Mann schüttete mir diesbezüglich sein Herz aus. Ja, so meinte er sehr überzeugend, er liebe seine Freundin sehr. Ja, so fügte er genauso überzeugend hinzu, er liebe eigentlich auch Zwiebeln und Knoblauch in vielen Kombinationen, allein oder gemeinsam. Die Reihe an Lebensmitteln, die er aufzählte, war nicht kurz.

Darin aber liegt für ihn nun das Problem – denn: Die Freundin mag es nicht so sehr, wenn die gemeinsam verbrachten Stunden von Zwiebel- und Knoblauchfahnen – sagen wir es unverfänglich so – durchweht werden. Ich muss zugeben, dass dieser Gedanke mir nicht so abwegig vorkommt. Sicherlich werden viele Leser ihn teilen können und den Konflikt verstehen.

Soll die Liebe denn wirklich wegen Zwiebeln und Knoblauch Schaden nehmen? Wer kann diese Frage abschließend und befriedigend beantworten? Keiner. Sie gehört wirklich und wahrhaftig zu den wichtigen, ungelösten Fragen dieser Welt. Kein Paar wird echte Hilfe bekommen. Jedes Paar muss darauf eine eigene Antwort finden. Das macht die Liebe schwierig, ja so ist das.

Andererseits muss auch keiner verzweifeln. Wie mir neulich berichtet worden ist, gibt es im Laufe vieler Ehejahre ein sehr bewährtes Mittel, diesem Problem den Garaus zu machen: getrennte Schlafzimmer! Ich will nicht behaupten, dass alle alten Paare das wegen des Zwiebel-Knoblauch-Problems tun, niemals. Aber diese Möglichkeit beweist doch wieder einmal: Manchmal ist Nähe gut durch Ferne zu ertragen…

erschienen im Hamburger Abendblatt am 1. November 2010

Wer bekommt nicht gerne Geschenke? Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, sagt der Volksmund – nehmen wir einmal an, er ist wie immer nicht weit von der Wahrheit entfernt.

Beliebte kleine Geschenke, die uns allen immer wieder Freude machen, sind natürlich Blumen – obwohl Blumen eigentlich keine Geschenke im üblichen Sinne sind und als solche angesehen werden. Sie sind eben noch viel mehr als das.

Blumen tragen Botschaften. Wer kennt nicht die Bedeutung der roten Rose! Als ich vor vielen Jahren den Sohn der Nachbarsfamilie in meinem Blumengeschäft traf – und wann trifft man junge Männer schon in Blumengeschäften – da kaufte er eine rote Rose. Ich grüßte und schmunzelte. Er grüßte zurück und schmunzelte. Da mussten wirklich keine Worte mehr gewechselt werden.

Mit den Blumen bleibt das so im Leben. Sie und ihre Botschaften begleiten uns. Sie sind ein Universum für sich, ein Universum an Formen und Farben, das einzigartig ist: jede Blüte eine Welt für sich von der Knospe bis zum entfalteten Blütenblatt, den Duft nicht zu vergessen.

Als Heidi neulich Geburtstag hatte, da schenkte ich ihr natürlich auch einen Blumenstrauß. Sie war gerade bei mir, und es ergab sich so, dass sie den Blumenstrauß mit nach Hause nehmen musste. Sie fuhr mit dem Bus. Die Blumen wurden also wieder fein ordentlich in das Papier gewickelt. Aber irgendwie passte es nicht mehr richtig und der schöne Rosenstrauß war von oben zu sehen.

Heidi geht also zur Busstation und trifft dort einen sehr alten Herrn. Er sitzt da manchmal und schaut und kommt mit Menschen ins Gespräch. Der alte Herr sieht auch den Rosenstrauß. Er schaut Heidi an, lächelt und sagt: „Ja, ja, je älter die Damen, desto schöner die Blumensträuße!“

Heidi hat Humor und lacht. Hinterher allerdings erzählt sie diese Geschichte doch ein wenig pikiert und meint: „ Eigentlich hätte er es doch ein wenig mehr durch die Blume sagen können!“ Manchmal ist es eben wirklich besser, die Blumen für sich sprechen zu lassen…