Er heißt „Keukenhof“, das heißt Küchengarten, und ist das blühende Juwel der Niederlande. Dort wachsen und blühen im Frühjahr 2015 etwa sieben Millionen Tulpen in 800 Sorten. Zu den Blumen gesellen sich Kunstwerke und Inspirationsgärten.

Die berühmte niederländische Gartenanlage nahe Amsterdam ist beim südholländischen Örtchen Lisse gelegen. Wo im 15. Jahrhundert eine Jagdlandschaft und ein fürstlicher Küchengarten waren, ist 1949 eine Gartenlandschaft entstanden, die ihresgleichen sucht.  Die Niederlande und die Tulpen – das ist inzwischen eine weltweit untrennbare Einheit, die Millionen Besucher aus der ganzen Welt in das Land an der Nordsee lockt. Geöffnet ist immer nur im März bis Mai eines jeden Jahres, für 2015 vom 20. März bis zum 17. Mai. Danach ist die Blüte vorüber und die Gedanken der Planer und Gärtner sind schon längst wieder mit der kommenden Saison beschäftigt.

In diesem „Küchengarten“ wird allerdings nicht gekocht. Die „Köche“ sind Gärtner und die haben mit ihren Zwiebeln anderes im Sinn als Zwiebelsuppe… Sie gestalten keine Kochrezepte. Sie sind Pflanzmeister und realisieren „Pflanzrezepte“. Hollands Blumenzüchter breiten ihre blühenden Schätze vor der Welt aus. Wirtschaftliches Interesse und Faszination an der Natur verbinden sich ohne Gegensatz.

Der Besucher gerät in einen Rausch von Farben und Formen – geht, schlendert, verharrt, staunt und staunt. Fast sprachlos reduzieren sich Gespräche in „Ohs“ und „Ahs“, „Wundervoll“, „Phantastisch“, „Unfassbar“, „Guck mal hier“, und was der bewundernden Gefühlsausbrüche in Worten mehr sind – in einem bunten Sprachgemisch.

Schon die Anfahrt versetzt in einen Augentraum in einem Blütenmeer. Kilometerweit geht der Blick über blühende Tulpenfelder. Unwirklich grenzen sich gelbe, rote, lila und weiße Felder voneinander ab und bilden aus der Ferne  satte Farbstreifen auf der Erde. Hier wachsen keine Millionen, hier wachsen wahrscheinlich Milliarden von Blüten der Sonne entgegen. So dicht stehen sie, dass der Eindruck einer mit einem breiten Pinsel gemalten einheitlichen Fläche entsteht. Erst in der Nähe kristallisieren sich daraus einzelne Blütenköpfe dicht an dicht heraus, fast nicht voneinander zu unterscheiden. Wahrlich ein Traum.

Am Park angekommen taucht der Besucher in ein anderes Meer ein: das Meer der Besucher! Busse und Pkw füllen die riesigen Parkflächen und es sieht aus, als schütteten sie ihre Insassen aus. Fast jeder hat eine Kamera in der Hand. Auch die Fotos, die hier gemacht werden, gehen in die Millionen. Das ist sicher. Es ist schnell klar: Die Faszination des Keukenhofes wird auf Bildern mit nach Hause genommen, auch wenn man die Blütenpracht nicht einpacken kann. Schnell ein „Selfie“ vor dem Tulpenfeld? Aber sicher doch! So schlendert man durch den 32 Hektar großen Park mit seinen Blumen- und Blütenshows und wird sicherlich auch selbst auf Bildern festgehalten, wenn man seine Fotos macht – gedankenverloren und in die blühenden Schönheiten versenkt.

Die Attraktion des Jahres 2015:  ein 250 Quadratmeter großes Blumenmosaik zu Ehren des Malers Vincent van Gogh; sein Gesicht aus einem Tulpenteppich gestaltet, blühend und strahlend an einen Künstler erinnernd, der selbst ein Liebhaber der Farben gewesen ist und vor 125 Jahren gestorben ist. Ihm  begegnet man noch an anderen Stellen des Parkes und natürlich auch in allen Souvenirshops.

Clusius

Wer im Historischen Garten nahe am Haupteingang einen Blick auf die Büste und Tafel des Carolus Clusius, auch Charles de l`Écluse,  wirft, bekommt einen Eindruck davon, welchen Weg die Tulpenzucht seit seiner Zeit vor vierhundert Jahren bis heute genommen hat. Clusius trug maßgeblich zur Verbreitung der Tulpe in den Niederlanden bei. Wie kein anderer Botaniker seiner Zeit kannte er die Pflanzen Europas, entdeckte neue Arten, beschrieb sie und bildete sie ab. Im Historischen Garten findet der Besucher Tulpen, die den Tulpen entsprechen, mit denen vor 400 Jahren alles begann.

Im kommenden Jahr 2016 wird die Pracht der Tulpen und vieler anderer Pflanzen niederländischer Züchterkunst vom 24. März bis zum 16. Mai zu sehen sein.

Der Keukenhofplan

 

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