erschienen am 12. Januar 2011 im Hamburger Abendblatt
Lieblingsspeisen, das ist ein Thema! Wer jemals in die Gesichter von gerne und mit Genuss essenden Menschen gesehen und ihr Mienenspiel in all seinen Facetten wahrgenommen hat, der hat nicht nur eine Ahnung davon, dass es ein großes Thema ist. Er weiß das. Wahrscheinlich hat er es auch schon selbst erlebt.
Essen ist nicht nur eine Notwendigkeit. Essen bedeutet Freude, Lust und Lebensqualität. Mir geht es aber heute nur um den Geschmack an den Dingen, die wir essen. Wir schmecken – und halten das für eine Selbstverständlichkeit. Wir machen uns normalerweise keine Gedanken darüber, dass wir vielleicht gar nichts mehr schmecken könnten und uns deshalb im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr schmeckt.
Die Freude auf das Müsli am Morgen, das Ei, die Scheibe Toast, Käse, Obst, die Marmelade, Kaffee, Tee oder heiße Schokolade – alles selbstverständlich erwartete Geschmackserlebnisse und dann – plötzlich nichts. Nichts an Geschmack im Mund außer undefinierbarem Nichts, das sich weder wirklich beschreiben noch essen lässt. Ein Freund berichtete mir dieser Tage wieder davon, dass sein Geschmack schon über Jahre beeinträchtigt ist. Wie sehr wünscht er sich diese für uns so ganz selbstverständliche Normalität zurück.
In diesem Zusammenhang fiel er, der Begriff der Götterspeise! Diese von Kindern und Erwachsenen gerne gegessene Süßspeise – Waldmeister, Kirsche oder Himbeergeschmack mit Vanillesoße – der „Wackelpeter“, der sich den Namen Götterspeise verdient hat! Sie mag so genannt werden. Aber eigentlich hat doch alles diesen Namen verdient, was uns so richtig schmeckt, egal was es ist! Essen genießen können, diese ganz alltägliche Freude an etwas so Selbstverständlichem wie Geschmack. Götterspeise ist dann überall!