100 Jahre Michaelis-Kirche
Sie wird 100 Jahre alt und ist so jung wie nie zuvor: die Michaelis-Kirche in Hamburg Neugraben. Kirchweih war am 29. Oktober 1911, und deshalb wurde auch genau am 29. Oktober 2011 dieses Jubiläum mit einem festlichen Empfang am Abend und einem einwöchigen Festprogramm gefeiert. Ob sie sich freuen wird, die „alte Dame“. Alle sind sich sicher: Sie wird. Denn viele haben über lange Zeit geplant und vorbereitet und darin ihrer Freude Ausdruck verliehen, dass sie über eine historisch so lange Zeitspanne Raum geboten hat für das Gemeindleben und ein irdisches Haus Gottes war und ist.
Ein Buch, das von Gemeindegliedern geschrieben worden ist, begleitet die Geschichte von Kirche und Gemeinde vom Anfang bis heute und kann für 5 Euro im Gemeindebüro erworben werden. Zu diesen Gemeindemitgliedern gehöre auch ich. Die von mir geschriebenen Seiten stelle ich hier gerne ein. Sie dokumentieren unter anderem einen kleinen Teil meiner ehrenamtlichen Mitarbeit für das Gemeindeblatt „Die Brücke“ über einen langen Zeitraum.
Meine Beiträge darin:
In einer Interviewreihe hatte ich Personen aus dem Hamburger Süden Fragen gestellt, die auch ihre Haltung zu Kirche und Religion betroffen haben. Eine dieser Fragen war: „Gott ist für mich?“ Die sehr unterschiedlichen und ehrlichen Antworten stehen im Michaelis-Buch. Sie können sie hier lesen. Alle denen Religion und Gottesbilder in Kirche und Gesellschaft wichtige Themen sind, werden die Antworten interessiert zur Kenntnis nehmen.
Gott ist für mich…
Antworten aus einer Interviewreihe der Michaelis-Brücke
Für unsere Gemeindezeitung, die Michaelis-Brücke, habe ich eine Reihe von Interviews geführt. Eine immer gleiche Liste von Fragen hatten die Interviewpartner aus der Gemeinde zu beantworten. Eine davon lautete: „Gott ist für mich?“ Würde ich eine ehrliche Antwort auf diese Frage bekommnen, eine Antwort auf eine so bedeutsame Frage?
Ja, ich habe sie bekommen. Nicht einer, nicht eine haben sich geziert, genau das zu sagen, was sie denken. Das ist ein Indiz dafür, dass in Sachen Religion in unserer Gemeinde nicht nur die Gedanken frei sind. Sie werden auch frei und ohne Hemmungen geäußert. Die Freiheit eines Christenmenschen – hier wurde sie für mich lebendig. Die Freude darüber war groß, die Vielfalt der Antworten ebenfalls. Hier sind sie.
- Manchmal in meinem Leben ungerecht gewesen!
- Auf jeden Fall wichtig. Ich bin dazu erzogen worden, an Gott zu glauben, mehr an Gott als an kirchliche Organisationen. Gott steht über allem.
- Ein Wesen über uns. Aber nicht im Sinne von, der wird es schon machen, also als gelenktes Schicksal. Sich hinsetzen und warten, dass der „liebe Gott“ es schon richten wird, das nicht.
- Bestandteil meines Lebens.
- Für viele Menschen die Möglichkeit, ihren inneren Frieden zu finden.
- Die Kraft, die von außen kommend mich angerührt hat und mich zum Guten drängt.
- Diese Frage kann ich so nicht beantworten. Das liegt mit an meiner Geschichte und Kindheit, in der ich damit leben lernen musste, dass mein Großvater aus politischen Gründen im KZ von den Nazis umgebracht worden ist. Da habe ich mich oft gefragt: Wo war damals der gute Gott? Aber vielleicht könnten es die Werte sein, die mich mit der Gesellschaft verbinden.
- Die Kraftquelle, aus der ich immer wieder schöpfe.
- Richtschnur in meinem Leben.
- Auch eigentlich alles, so wie Halt geben, Gesundheit, geistiger Beistand.
- Der Vater.
-Richtschnur in meinem Leben.
- Keine konkrete Person, aber wohl etwas, das da sein muss und alles lenkt.
- Schwer zu verstehen. Gerade in der heutigen Zeit gibt es so viele Widersprüche. Es ballen sich die unschönen Dinge und ich frage mich, wo dort Gott ist. Auf meine Art habe ich meine Kontakte, aber die sind nicht besonders ausgepräg.
- Jemand, der immer für einen da ist.
- Keine Person, der Ursprung des Lebens.
- Eher weiblich als männlich.
- Immer für mich da. Durchaus auch streitbar. Ich diskutier schon manchmal für mich mit ihm…
- Etwas Unsichtbares, Geheimnisvolles, Hoffnung.
- Die Vorstellung von etwas, das in der Relation viel größer ist als ich, das vor mir war und nach mir sein wird.
- Ich habe meine eigenen Vorstellungen von Gott und die decken sich nicht unbedingt mit dem, was ich von der Kanzel höre. Ich möchte mir Gott nicht als Märchengestalt oder als alten Mann im Himmel vorstellen. An Gott möchte ich mich festhalten können.
- Gott ist alles, alles Gute.
- Liebe!
- Ein nicht zu lösendes Geheimnis.
- Ohne Gestalt und Gesicht, aber immer irgendwo da.
- Vorhanden.
- Dankbarkeit.
- Gegenwärtig und trotzdem nicht greifbar und deshalb unbegreiflich.
- Auf jeden Fall vorhanden. Im Alltag nicht präsent, aber auch nicht in Frage gestellt.
- Eine Kraft, die überall ist.
Weiterhin habe ich in einem Kommentar wesentliche Erwartungen, Hoffnungen und Fragen an die Entwicklung von Kirche in der Zukunft beleuchtet.
Auf einer weiteren Seite ist das „Vaterunser“ zu lesen, das ich mit Worten einer modernen Sprache ergänzt habe. So erfühle ich es und erlebe ich es. Gedanken aus der Jetztzeit zum wichtigsten Gebet der Christenheit, über Jahrhunderte gebetet.