Gründerin der Dekade-Gruppe, Renate Gresens, zur Geschichte:
Seit über zwanzig Jahren feiern wir in der Michaeliskirche Dekade-Gottesdienste. Deren Schwerpunkt lag in den ersten zehn Jahren bei der „Solidarität der Kirchen mit den Frauen“; in der Fortführung hieß die Zielrichtung „Gewalt überwinden“. Nach wie vor geht es um die persönliche, aktuelle Sicht auf biblische Texte.
Dekade-Gottesdienste werden in der Gruppe ehrenamtlich vorbereitet, frei gestaltet und spiegeln die Vielfalt eigener Glaubenserfahrungen.
Ihren Ursprung haben diese besonderen Gottesdienste in der Dekade „Solidarität der Kirchen mit den Frauen (1988-1998). Der Ökumenische Rat der Kirchen hatte diese weltweite Dekade beschlossen, woraufhin Maria Jepsen, damals noch Pastorin in Leck und Mitglied der Kirchenleitung, die Idee der Dekadegottesdienste in Nordelbien vorangebracht hat. Als Maria Jepsen Pröpstin im Kirchenkreis Harburg wurde, gab sie die Dekadegottesdienstarbeit ab und ich wurde 1993 Beauftragte für Dekade-Gottes-dienste in der Nordelbischen Kirche. EKD und Synoden beschlossen, die Gottesdienstarbeit auch über den Abschluss der Dekade hinaus fortzuführen. 2001-2011 folgte die Dekade zur Überwindung von Gewalt – ebenfalls verbunden mit Dekadegottesdiensten.
Bereits im Jahr 1989 entstand in Michaelis eine „kleine Dekade-Gruppe“ und bald danach wurde der erste Dekade-Gottesdienst in unserer Kirche gefeiert. Wer hätte damals geahnt, dass wir im Jahr 1995 vor dem Kirchentag in Hamburg hier in unserer Michaeliskirche eine europäische Frauentagung mit dem Dekadegottesdienst zu der Frau aus Syrophönizien eröffnen würden? Und dass in den folgenden Jahren noch so viele bewegende Frauenschicksale ans Licht geholt werden sollten?
Unsere Dekadegruppe in Michaelis ist eine offene Gruppe, in der jede interessierte Frau – gleich welcher Konfession und welchen Alters – willkommen ist. Am 2. Advent 2010 feierten wir unseren 40. Dekade-Gottesdienst – und die Planung für die folgenden Jahre geht voran.
Mein Artikel in der Gemeindezeitung “Die Brücke” zur Vorbereitung des Dekadegottesdienstes am 2. Advent 2011:
„Achte nichts gering, sei es klein oder groß“
Wie in jedem Jahr so wird auch in diesem Jahr am 2. Advent ein Dekade-Gottesdienst mit einem Thema aufwarten, das von Frauen aus unserer Gemeinde ausgewählt und von ihnen zu einem Gottesdienst gestaltet worden ist: „Achte nichts gering, sei es klein oder groß.“ Der Satz steht in den Apokryphen der Bibel unter Sirach 5, Vers 18.
Ebenfalls wie immer gab es dazu im Oktober einen „besonderen Sonnabend“, an dem Frauen aus unserer Gemeinde und eingeladene Gäste einen Tag lang über dieses Thema debattiert haben –in allen möglichen Formen: im Gespräch, als Bibelarbeit, im Schreiben, im Sammeln von Kleinigkeiten während der Mittagspause auf dem Kirchengelände und Gestalten einer Bildcollage aus Blättern, Blüten und Zweigen; im Singen, Essen und gemütlichen Klönen bei Kuchen und Kaffee zum Ausklang am Nachmittag.
Schnell stellte sich während der Gespräche heraus, dass dieses Thema eine Spannweite hat, die beachtlich ist und sicherlich auch für die Besucher des Gottesdienstes am 2.Advent sehr interessant sein dürfte. Einige unserer gesammelten Fragen mögen das verdeutlichen:
Was ist überhaupt groß und klein? Kann das Kleine nicht eine große Wirkung haben? Zählen nicht kleine Aufmerksamkeiten im Leben manchmal mehr als große Geschenke? Was wir lieben, das ist groß! Makro – und Mikrokosmos stehen sich gegenüber, sie gehören zusammen – die Maus und der Elefant, das Universum des Weltalls und zum Beispiel das „Universum“ unseres menschlichen Körpers. Ein winziges Bakterium macht eine „große“ Krankheit.
Armut und Reichtum als Gegensatzpaare für klein und groß wurden als Begriffe in die Diskussion eingebracht. Kleine Wörter machen einen großen Wälzer, ein umfangreiches Buch. Ein Hochhaus, ein Spitzensportler, ein Flugzeug sind groß – und doch: Wir schauen in den Himmel, sehen das so weit über uns fliegende Flugzeug mit Hunderten von Menschen und es ist einfach nur klein, ja winzig und gar nicht wahrnehmbar für uns.
Viele kleine Blütenblätter machen eine wunderschöne große Blüte. Viele winzig kleine Zellen setzen einen großen Organismus zusammen. Eine Teilnehmerin erinnerte sich an ihre kleinen Enkelkinder, die für sie so großartig und wunderbar sind. Dann die Frage: Ist das Große immer nur schön und erstrebenswert? Kann es nicht auch erdrückend und übermächtig sein und wirken?
Ein kleines Senfkorn machte die Runde. Das kleine Samenkorn, aus dem sich eine große Pflanze entwickeln kann und wird, wenn es in fruchtbare Erde gepflanzt wird. Wie ist es überhaupt mit Wachstum im Leben, mit dem sich entwickeln vom Kleinen zum Großen…Die Fragen wollten kein Ende nehmen und wie immer eigentlich an diesen Tagen des besonderen Sonnabends gingen wir bereichert und voller neuer Ideen und Gedanken nach Hause.
Nicht vergessen werden soll in diesem Zusammenhang etwas, das uns noch lange zum Schmunzeln bringen wird: Aus den mitgebrachten gesammelten Gegenständen aus der Mittagspause legten wir eine große Blütencollage. Aber wie sollten wir diese von uns so mit Freude kreierte Blüte nennen? Sie hat einen beziehungsreichen Namen erhalten, denn auch drei Mitglieder unserer katholischen Nachbargemeinde Heilig Kreuz waren an diesem Tag dabei. Wir tauften sie „DECADIA ATUMNA OECUMENIAE“, die herbstliche Dekadeblume der Ökumene…
In diesem Sinne freuen wir uns auf Sie alle am 2. Advent zu unserem Gottesdienst, in dem wir all diese Gedanken noch einmal für Sie aufarbeiten und darbringen werden!
Johanna R.Wöhlke
Weitere Informationen im Internet unter:
http://www.bei-uns-in-neugraben.de/neugraben-aktuell/,
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Dank an Sylvia Wenig-Karasch und Martina Doll!
http://kirche-suederelbe.de/neugraben/aktivitaten/frauen/oekumenische-dekadegruppe-neugraben/
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