erschienen im Hamburger Abendblatt am 1. August 2012

Ich vermute, dieses Thema ist inzwischen in unseren Breiten ein größerer Gesprächsfüller geworden als alle anderen Themen es je waren –es geht um Kalorien! Mir jedenfalls liefert das Leben nahezu pausenlos Beispiele dafür. Deshalb habe ich mich zu einer Gegenstrategie entschlossen und sie zum ersten Mal auf einer Reise angewandt.

Das ging so: Am ersten Abend traf sich unsere Tischrunde zum ersten gemeinsamen Essen. Ganze zehn Tage lang würden wir nun abends einen gemeinsamen Tisch teilen und damit auch die Gespräche. Wehret den Anfängen!

Die Gelegenheit ergab sich schnell, schon bei der Vorspeise. Ich betonte lustvoll und mit pastoraler Stimme, wie wunderschön es doch sei, dass wir so ein köstliches Essen erwarten könnten. Dankbar müsse man dafür sein und nicht mit den Gedanken und im Gespräch bei den Kalorien verharren. Wie entsetzlich das doch sei in unserer Zeit. Alle stimmten mir zu. Ja, das fanden sie auch. Es wurde ein netter Abend!

Am Ende zum Kaffee wurden noch diese zauberhaften süßen Kleinigkeiten gereicht, die immer wieder die Kunst der Konfiserie unter Beweis stellen. Auf Anfrage des Kellners antwortete eine Dame für ihren Mann, sehr schnell und sehr spontan. Er hatte keine Chance zur Gegenrede. Sie sagte: „Nein danke, WIR sind satt!“ Gut, dachte ich mit innerlichem Schmunzeln. Kein einziges Mal ist das Wort Kalorie gefallen. So kann es bleiben! Johanna R. Wöhlke

 

 

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