James Last
Abschiedskonzert in der Color Line Arena im Hamburg am 18.November 2006
von Johanna Renate Wöhlke
Wenn große Männer Abschied nehmen, dann ist es immer ein großer Abschied, niemals ein kleiner. Diese Abschiede haben etwas von “eigentlich will ich nicht gehen”. Als sei es unfreiwillig, so ein Abschiedskonzert, in dem niemand glauben mag, dass der Künstler dort oben auf der Bühne es ernst meint.
Ernst gemeinte Abschiede gleichen der Bewegung, eine schöne Blume aus der Vase zu nehmen und nun leider entsorgen zu müssen. Das geht nicht ohne Tränen. Die Blumensträuße aus Musik, die James Last mit seinem Orchester an diesem Abend in der Color Line Arena in Hamburg überreichte, waren bunt, groß und voller Leuchtkraft.
Eine gute Big Band ist ein Klanguniversum. Ein alt und doch nicht müde gewordener Orchesterchef wie James Last bringt dieses Universum zum Schwingen und Klingen und sein Publikum im besten Fall zum wehmütigen Träumen, aber auch zu enthusiastischen Liebesbeweisen. Die andächtigen Träumer behielten ihre Plätze, die Enthusiasten zog es in den Bereich vor der Bühne, um dort zu tanzen und ihrem Idol nahe zu sein. Spaß, Freude, Verehrung, Blumen, Karten, Briefe – so soll es sein.
Ein Paar war aus Mexiko gekommen, um dieses Konzert zu hören. Fahnen aus Schweden waren zu sehen. Wer nur den “alten”, den ursprünglichen Partysound von James Last erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Erstklassige Sänger erweisen sich als Meister der Popmusik in Ballade und Rock. Die Jahre haben die Haare von James Last weiß werden lassen, aber seine Klänge nicht konserviert. Ton in Ton, weiß in weiß dann der Auftritt im zweiten Teil. Schon zwanzig Jahre alt sei dieser Anzug, erklärt James Last dem klatschenden Publikum, das ihn genau so sehen wollte, in diesem weißen Anzug, mit dem er berühmt geworden ist.
Die bunte Mischung macht den Abschied leichter als gedacht – und dann kommt da noch zum Schluss der süße Bonbon des Meisters selbst: Eigentlich sei das ja kein wirkliches Abschiedskonzert. Wenn zwei Jahre vorüber sein werden, vielleicht… ja, vielleicht? Dann – auf ein neues Abschiedskonzert!
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