Eigentlich hätten sie ihr Hotel auch „Hotel Kegelbahn“ nennen können. Aber die Geschichte mit der Kegelbahn ist lange her und heute passt „Sport Vital Hotel Central“ auch viel besser. Mit einer Kegelbahn hat nämlich alles angefangen, damals vor fast 50 Jahren in Lanersbach in Tux im Zillertal, so berichtet Seniorchef Alois Kreidl an diesem Abend. „Hier wo wir sitzen, da ist sie gewesen“, erzählt er freundlich lächelnd. Wo heute gepflegte, ja elegante Gastlichkeit Zuhause ist, hatte der Schuhmachermeister, Bauer und im Winter nebenbei Skilehrer damals seine Kegelbahn eröffnet. Vorausgegangen war ein Kurs bei der Tiroler Wirtschaftskammer im Kochen und Servieren, Dauer drei Wochen. Alois Kreidl hat angefangen zu erzählen. Er hat sich zu uns an den Tisch gesetzt und wenig später sind auch die Söhne Helmut und Norbert mit dabei.
Der Senior fühlt sich offensichtlich wohl zwischen den beiden, die inzwischen die Besitzer des Hotels sind und es führen – Helmut im Haus, Norbert in der Küche. Wir haben uns nach dem Abendessen verabredet. Denn Norbert ist als Küchenchef am Abend erst nach der Arbeit in der Küche frei. Den Hotelgästen wird am Abend ein 5-Gänge- Gourmet -Abendmenü serviert, das seinem Namen alle Ehre macht – „fein und international“ sowie „sportlich und vital mit regionaler Prägung“, wie Norbert Kreidl sagt.
Wir haben es gerade genossen und waren von der unerwartet hohen Qualität überrascht und begeistert. „Verwöhnpension“ hatten wir im Prospekt gelesen, und das erwies sich als nicht zu viel versprochen. Mit viel Freude war der 81 Jahre alte Senior wiederholt während des Abends von Tisch zu Tisch gegangen und hatte sich nach dem Wohl seiner Gäste erkundigt. Dabei war nicht nur die obligatorische Frage: „Hat es ihnen geschmeckt“, Teil seiner Gespräche. Viele Gäste schienen ihm vertraut zu sein und die Gespräche persönlich, das Interesse echt. Herz und Seele, das hat er hier investiert, so berichtet er uns, und seine Frau Elsa, deren gutbürgerliche Küche die Einheimischen und Gäste vor 50 Jahren in die Kegelbahn führte, kommt nicht zu kurz in seinen Schilderungen.
Dann fällt er, der Begriff, der sich wohl mit den meisten Hotels und Gaststätten Tirols verbinden lässt: Familienbetrieb. Hier verknüpft sich die Entwicklung des Tourismus untrennbar mit dem Einsatz der Familien, denen er Arbeit und Entwicklungschancen bietet und gleichzeitig eine ständige Herausforderung an Kreativität bedeutet. Die Kreidls sind ein Beispiel dafür und an diesem Punkt geht es weiter mit der Geschichte des Hotel Central, die wahrscheinlich in ihrer Struktur typisch ist für viele Betriebe hier.
Ehefrau Elsa kochte. Mit geholfen hatten aber auch die Schwester Anna Hörl und Schwager Siegfried, die in Gerlos ein Gasthaus hatten. So wurden Erfahrungen weitergegeben. Das Unternehmen kam in Schwung. Die Kegelbahn erwies sich als Magnet für Einheimische und Gäste: kegeln, Kartenspielen, Küche – das waren die drei Magneten, meint Alois Kreidl. Man merkt ihm an, wie gerne er sich daran erinnert.
Der nächste Schritt war 1974 die Eröffnung des Gästehauses Central als Frühstückspension; 1988 wurde das Hotel Central mit 72 Gästebetten und dem Restaurant „Dorfstube“ eröffnet. Im selben Jahr kam auch Norbert Kreidl als Küchenchef in das Hotel zurück, nachdem er in anderen Hotels Erfahrungen gesammelt hatte, zuletzt im Sheraton in Innsbruck. Im Jahr 2004 dann übergibt Alois Kreidl das Hotel an seine Söhne.
Es folgt der Neubau einer großzügigen SPA Anlage, Hallenbad, drei Saunen, Ruheräume, Liegewiese, Fitness – und Gymnastikraum und einer „kleinen und feinen“ Wellnessabteilung mit Massagen und Bäderanwendungen. Im Jahr 2005 werden noch einmal 18 neue Zimmer gebaut, das Restaurant renoviert, so dass es nun nur noch den Hotelgästen zur Verfügung steht. Erholung und Fitness, das vermitteln heute auch Yogalehrerin Monika und ebenso Heinz Peter Steiner, der als Qi Gong Lehrer täglich vor Ort ist. Weil das Kind einen Namen braucht, haben die Kreidls diesem Konzept von „Sport und Vital“ auch ein Motto mit auf den Weg gegeben „Inner Wellness, aus der Mitte leben“.
Mit großer Freude haben die Kreidls auch die schwedische Ski Nationalmannschaft in ihrem Haus empfangen, die gerade jetzt auf dem Hintertuxer Gletscher trainiert. Ihre Kleinbusse und PKW waren nicht zu übersehen und auch die Fernsehteams nicht, die in der Herbstsonne auf der Gartenterrasse Interviews mit den Sportlern machten.
„Wie geht das so in Familie?“, frage ich schmunzelnd und neugierig. „Geht man sich nicht manchmal auf die Nerven…?“ Die „Drei vom Central“ lachen. Alles würde immer gleich ausgesprochen und angesprochen, dann sei das kein Problem.
Es ist spät geworden und Alois Kreidl macht sich auf den Weg über die Straße in seine Wohnung gegenüber. Schnee soll es geben, so sagt er, wahrscheinlich übermorgen, den ersten Schnee, jetzt Ende Oktober. Wir können uns das nicht vorstellen, denn die Sonne hat noch Kraft. Aber er muss es wissen – und schließlich haben wir die ganz“ normalen“ Vorbereitungen auf den Winter in Lanersbach schon gesehen: Die Geranien aus den ach so üppigen Balkonkästen sind entsorgt worden, indem sie aus den Kästen auf einen geparkten LKW geworfen worden sind. Wir lachen. Es „schneite“ sozusagen Geranien in Lanersbach – und wir können uns gut vorstellen, dass der Schnee die Pracht der Geranien gut ersetzen wird den Winter über, die Sommerfreude abgelöst werden wird vom Winterspaß! Dann wird es hier so sein, wie alle es sich jetzt wünschen: weißer Winter in Tux im Zillertal.
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