erschienen im Hamburger Abendblatt am 1. November 2010
Wer bekommt nicht gerne Geschenke? Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, sagt der Volksmund – nehmen wir einmal an, er ist wie immer nicht weit von der Wahrheit entfernt.
Beliebte kleine Geschenke, die uns allen immer wieder Freude machen, sind natürlich Blumen – obwohl Blumen eigentlich keine Geschenke im üblichen Sinne sind und als solche angesehen werden. Sie sind eben noch viel mehr als das.
Blumen tragen Botschaften. Wer kennt nicht die Bedeutung der roten Rose! Als ich vor vielen Jahren den Sohn der Nachbarsfamilie in meinem Blumengeschäft traf – und wann trifft man junge Männer schon in Blumengeschäften – da kaufte er eine rote Rose. Ich grüßte und schmunzelte. Er grüßte zurück und schmunzelte. Da mussten wirklich keine Worte mehr gewechselt werden.
Mit den Blumen bleibt das so im Leben. Sie und ihre Botschaften begleiten uns. Sie sind ein Universum für sich, ein Universum an Formen und Farben, das einzigartig ist: jede Blüte eine Welt für sich von der Knospe bis zum entfalteten Blütenblatt, den Duft nicht zu vergessen.
Als Heidi neulich Geburtstag hatte, da schenkte ich ihr natürlich auch einen Blumenstrauß. Sie war gerade bei mir, und es ergab sich so, dass sie den Blumenstrauß mit nach Hause nehmen musste. Sie fuhr mit dem Bus. Die Blumen wurden also wieder fein ordentlich in das Papier gewickelt. Aber irgendwie passte es nicht mehr richtig und der schöne Rosenstrauß war von oben zu sehen.
Heidi geht also zur Busstation und trifft dort einen sehr alten Herrn. Er sitzt da manchmal und schaut und kommt mit Menschen ins Gespräch. Der alte Herr sieht auch den Rosenstrauß. Er schaut Heidi an, lächelt und sagt: „Ja, ja, je älter die Damen, desto schöner die Blumensträuße!“
Heidi hat Humor und lacht. Hinterher allerdings erzählt sie diese Geschichte doch ein wenig pikiert und meint: „ Eigentlich hätte er es doch ein wenig mehr durch die Blume sagen können!“ Manchmal ist es eben wirklich besser, die Blumen für sich sprechen zu lassen…