erschienen am 26. Januar 2011 im Hamburger Abendblatt
Es kann nie schaden, wenn der Mensch etwas kann. Er sollte sogar etwas können, denn das macht das Leben schön und im besten Falle nützt es den Menschen. Ja, dann ist es besonders schön. Bei Ärzten zum Beispiel ist das ganz offensichtlich. Ein Hoch auf alle guten Ärzte! Ohne sie und das medizinische Wissen, das sie umsetzen, stände es nicht gut um unsere Gesundheit. Nothelfer der besten Art, Geborgenheit vermittelnd, Sicherheit. Das ist es, was wir suchen.
Allerdings ist die Palette der menschlichen Leiden nicht immer so sicher aufzuzeigen, vieles bewegt sich in Grauzonen – und wie das liebe Grau es so an sich hat, es führt manchmal auch zu gewöhnungsbedürftigen Begriffen im Bereich der Medizin. So erging es mir neulich mit dem Begriff des Wechseljahrberaters oder der Wechseljahrberaterin. Aha, dachte ich mir, das ist ein interessantes Feld menschlicher Befindlichkeiten – die Wechseljahre. Nun werden wir also auch dort kompetent beraten.
Allerdings, alle Wechseljahrberater der Welt mögen mir verzeihen, ich musste lächeln. Denn eigentlich berät ein Wechseljahrberater ja die Wechseljahre. Lassen sich die Wechseljahre beraten, fragte ich mich? Lassen sie sich raten? Ich weiß, gute und passende Bezeichnungen für etwas zu finden, ist immer schwierig und so lässt sich trefflich „philosophieren“! Denn: Sind wir nicht immer in den Wechseljahren, ja in Wechselwochen, Wechseltagen und Wechselminuten? Verändern wir uns nicht ständig und in jedem Augenblick?
Ein lieber Kollege konnte über meine Gedanken nur grinsen. Er grinste übrigens sichtbar für mich am Telefon und meinte nur ganz lapidar: „Einen Berater zur Bewältigung von Beschwerden während meiner Wechseljahre brauche ich nicht. Die hab ich schon hinter mir und es ging auch so ganz gut mit Hilfe meiner Frau. Aber wie wär´s mit einem Fußpilzberater? Den könnte ich zurzeit besser gebrauchen!“
So ist das im Beraterwesen…kaum hat sich jemand eines Problemfeldes angenommen, schwupp, schon ist ein neues da!