erschienen im Hamburger Abendblatt am 9.April 2011
Jetzt ist es passiert. Jetzt ist es geschehen. Ich bin verzweifelt. Ich habe alles hingeworfen. Ich habe keine Lust mehr. Aus, basta! Warum? Was würden Sie tun, wenn Ihnen schwarz vor Augen wird und Sie nichts mehr sehen – trotz allen Bemühens und trotz allen guten Willens durchzuhalten. Auch Sie sagten: Ich habe keine Lust mehr!
Mein Mann stand amüsiert davor, obwohl es eigentlich um ihn ging, um ihn und seine schwarzen Socken. Wie kann er da lachen? Nur und immer schwarze Socken, schwarz, schwarz, schwarz. Ich verweigere mich. Kaum ein Paar, dass ich passend zusammenlegen kann. Immer bleiben mehrere Strümpfe übrig und suchen nach dem Strumpfpartner, ohne ihn jemals wieder zu finden. Es ist ein dauerndes Drama. Es ist eine dauernde Katastrophe. Ich will nicht mehr!
Wie wird sich der Ehefrieden wieder herstellen lassen? Er könnte seine Socken selbst zusammenlegen. Ich sollte es ihm einmal vorschlagen. Aber ich bin mir sicher, es wird ihm ähnlich ergehen wie mir. Schwarz zu schwarz unter lauter Schwarzen, das macht einen ungeduldigen Mann doch schon nach kurzer Zeit sanatoriumsreif. Bei mir hat es Jahre gedauert. Jetzt streike ich!
Die Lösung habe ich als konflikterfahrene Frau natürlich auch parat. Er soll sich schwarze Socken mit irgendeinem Muster kaufen: ein kleines rotes Karo an der Seite, ein klitzekleiner Streifen, irgendetwas Farbiges, das signalisiert: Wir gehören zusammen! So sollte es gehen. Farbe an die Socke, Farbe und Freude ins Leben!
Bis dahin lege ich zusammen, wie die Strümpfe nun mal kommen, und schere mich nicht um ihre echte, schwarze Identität. Alles ist gut. Ich habe mich abgeregt. Schauen wir nach vorne in eine bessere Zukunft – das ist immer der beste Weg! Ach ja, eben kommt die Meldung rein: Die Schwäne sind wieder auf der Alster! Endlich mal was Weißes…
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