erschienen im Hamburger Abendblatt am 18. April 2011
Kochen ist auf allen Sendern in. Es scheint: Alle Welt kocht und hat nichts anderes im Sinn als zu kochen! Das ist gut so. Gutes Essen ist eine wahre Freude, ein wahres Vergnügen, eine wahre Lust. Es ist nur so, wenn ich das am Rande und unmaßgeblich bemerken darf: Es sollte auch schmecken! Das ist meine gedankliche Kurve zu unseren Lieblingsgerichten!
Ja, die Lieblingsgerichte, wir kommen nicht von ihnen los. Sie begleiten uns ein Leben lang und sind im wahrsten Sinne des Wortes unverzichtbar. Die herrschende Meinung dazu ist, dass unser Geschmackssinn in der Jugend geprägt wird. Wir nehmen ihn mit ins Leben und können uns nicht mehr von ihm trennen, also auch nicht von unseren Lieblingsgerichten aus dieser Zeit.
Ein Beispiel dafür sind mein Mann und ich. Wir sind in Sachen Essen völlig unterschiedlich sozialisiert: ich aus einer ostpreußischen Familie kommend, in der gekocht, gebacken, gebraten und geschmort wurde, was das Zeug hielt, alles üppig und reichlich, der frische Fisch vom Markt, selbst geschuppt, ausgenommen, die Hühner zur Kleinkinderzeit noch selbst von der Großmutter geschlachtet, gerupft, all das. So sind meine Lieblingsgerichte: ehrlich, frisch, bäuerlich.
Mein Mann ein Großstadtkind mit keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet und schon immer mehr Sinn für die „feine“ Küche. Wenn ich an meinem halben Hähnchen nage, schneidet er in dessen Brustfilet. Wenn ich die Kartoffeln mit Lust in Soße wiege und genussvoll verzehre, liebt er sie einfach so, ein wenig Butter vielleicht, Gemüse, feines Fleisch. So geht es weiter. Die kommende Zeit ist seine: Spargel mit Schinken. Mir fehlt dabei immer die Soße, Sie ahnen es schon.
Wieder einmal komme ich zu dem Schluss: Jeder auf seine Art und wie er es mag. Vielfalt in der Küche. Das scheint ein gutes Rezept ohne Rezept zu sein!